Achilles im Interview

Im Jahr 1970 gab Achilles, Monster, Berggeist und Stadtführer von Herne, dem Redakteur Michael Tell eines seiner seltenen Interviews, welches hier zitiert wird.

Tell: „Herr Achilles, können Sie sagen, aus welcher Zeit Sie stammen?“

Achilles: „Nicht genau, aber ich komme aus der Zeit der Theogonie, als die Götter des alten Griechenlands in Spruchdichtungen, Elegien und Tragödien ihren Anfang nahmen und den Olymp bewohnten. Zu der Zeit, etwa um 700 vor Christus, entstand auch die Mythogonie, die Zeit der Monster und Fabelwesen, wozu ich gehöre.“

Tell: „Wie sind Sie zur Malerei gekommen?“

Achilles: „Meine Lehrer in der Malkunst waren in der protoarchaischen Epoche (700 bis 650) Artemis von Korfu und Basileus von Paestum, berühmte Leute, die erstmals ihren Bildern von Menschen und Gebäuden persönliche Unterschriften hinzufügten.“

Tell: „Wie sind Sie in den Bergbau des Ruhrgebiets geraten?“

Achilles: „Das ist eine lange Geschichte, die mit meiner Emigration aus Griechenland zu tun hat, mit Krieg und Vertreibung und der Sehnsucht nach Ruhe vor den Menschen. So habe ich lange Zeit unbehelligt an den Quellen des Steinkohlengebirges gelebt, bis die Menschen anfingen, unterirdische Städte zu bauen. Mit meiner Ruhe war es seitdem vorbei. Zusammen mit der Kohle, die ich als meine Schwester bezeichne, bin ich durch die Schächte nach oben gekommen und lebe jetzt auf einer Halde in Herne.“

Tell: „Welche Beziehung haben Sie zu den Bergleuten?“

Achilles: „Ich kann dabei helfen, über den Abbau der Kohle den Blick zu erheben und unbekannte Dinge zu entdecken. Der Maler sieht Einzelheiten in den Zechen, die durch seine Bilder lebendig werden. Er vermittelt ein Gesamtbild von den Bergleuten und ihrer Arbeit.“

Tell: „Da haben Sie sich ja viel vorgenommen! Was tun Sie eigentlich für die anderen Leute?“

Achilles: „Ich will mit meinen Bildern Beziehungen stiften und das Verständnis für den Bergbau fördern. Außerdem will ich die Geschichte des Bergbaus durch meine Bilder für die Nachwelt erhalten. Ohne Bilder vom Bergbau wird der Bergbau bald vergessen sein.“

Tell: „Danke für das Interview, Herr Achilles.“

Wolfgang Viehweger

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