Die Kaiserpassage in der Mozartstraße

Die Kaiserpassage in der Mozartstraße in Wanne wurde von den einheimischen Architekten P. Spanier, P. Mechmann und C. Kaufmann 1903 als außerordentliches städtebauliches Ensemble für 12 Wohn- und Geschäftshäuser errichtet. Bauherrin war die Witwe Brauckmann, finanziell beteiligt waren wohlhabende jüdische Kaufleute, denen als Vorbilder die Wilhelm-Passage in Frankfurt (gebaut 1900) und die Georg-Passage in Hannover (erbaut 1901) dienten: Danach sollte das Gesamtkonzept aus dreieinhalb- bis viergeschossigen Massivbauten bestehen, geschmückt mit Stuckfassaden in reinem Jugendstil.
Die beiden Kaufhäuser an der Hauptstraße trugen eine zweigeschossige Schaufensterverglasung, gefasst mit zierlichen Gussstahlrahmen. Die Verglasungen waren leicht gewölbt. Das Haus Hauptstraße 293 trug als Eckhaus einen geschwungenen Breitgiebel mit Erker und Vorbau. Ähnlich gestaltet war das Giebelhaus Hauptstraße 295. Die Fassaden beider Häuser zeigten auf Rauputz Jugendstilornamente. Das Glasdach zwischen den Geschäftshäusern, getragen von feinen Gussstahlrahmen, sollte in die relativ schmale Mozartstraße einen höheren Lichteinfall bringen und sie damit größer und weitläufiger aussehen lassen.
Bis 1913 nannte man die Passage wegen ihrer Glasüberdachung „Glaspassage“. Erst danach wurde sie von der Gemeindevertretung Wanne in „Kaiserpassage“ umgetauft. 1918 wechselte sie erneut den Namen. Wie der „Kaisergarten“ nach dem verlorenen Krieg und der Abdankung des Kaisers in „Stadtgarten“ umbenannt wurde, hieß die Passage jetzt nach der Straße, welche sie überspannte, und wurde zur „Mozart-Passage“. Am Ende der zwanziger Jahre musste das Glasdach, das durch die nahen Zechen (Pluto-Wilhelm und Unser Fritz) unter starker Verschmutzung litt und kaum noch Licht in die Mozartstraße brachte, wieder entfernt werden.
Die Architekten Jens Blome und Siegfried Richert haben 1987 in ihrem Entwurf die Passage neu entstehen lassen, um ein Beispiel für die vielfältige Architektur in Wanne zu geben.

Wolfgang Viehweger