Das Drei-Männer-Eck

Beinahe hätte Kaiser Wilhelm II. am 2. April 1906 Wanne-Eickel besucht, um die „Helden von Courrières“, welche einen Monat vorher französische Kumpel aus Liétard, Montigny und Courrières gerettet hatten, in besonderer Weise zu ehren. Da es seine Berater aber für politisch wichtiger hielten, die Ehrung der Bergleute von Shamrock mit einer Militärparade in der Kaserne des 11. Husarenregiments in Krefeld zu verbinden, mussten die Herner Bergleute nach Krefeld fahren. Zu der Zeit hatte der Hauptbahnhof Wanne-Eickel noch nicht das Aussehen, das er drei Jahre später durch Umbaumaßnahmen erfahren sollte und das ihn als Knotenpunkt wichtig für das ganze Ruhrgebiet machen sollte. Wanne-Eickel wurde die Stadt der 1000 Züge.
Zur gleichen Zeit wurde der Rhein-Herne-Kanal gebaut, der nach seiner Fertigstellung im Jahr 1914 vor allem Umschlagplatz für Kohle, Koks und Stahl wurde. Von der Zeche Friedrich der Große in Horsthausen bis zur Zeche Unser Fritz in dem gleichnamigen Stadtteil profitierten im Bereich der Stadt 13 weitere Zechen von dem Kanal.
So ist es kein Wunder, dass der Künstler Wilhelm Braun auf den Gedanken kam, drei Skulpturen als Symbole der hiesigen Wirtschaftskraft vorzuschlagen, und zwar einen Binnenschiffer, einen Eisenbahner und einen Bergmann. Die Idee wurde an der Ecke der damaligen Herner Straße (heute: Berliner Straße) / Gelsenkircher Straße am 16. August 1927 Realität. Seitdem standen die drei Figuren, 1,70 m groß und aus Muschelkalk hergestellt, auf Sockeln, nicht weit von der Stelle, wo sich heute eine Seilscheibe der Zeche Consolidation befindet. Wegen Baufälligkeit wurden die Skulpturen am 9. Juni 1970 entfernt und kamen einige Jahre später an die Vorderfront des Heimatmuseums an der Unser-Fritz-Straße.
Seit dem 12. August 2003 stehen Repliken der historischen Symbole auf dem Platz vor dem Hauptbahnhof und begrüßen die Besucher. Wenn man heutige Symbole für die Wirtschaftskraft unserer Stadt suchte, könnte man sie – nach einigem Nachdenken – in der Logistik, im Maschinenbau und in der Chemie finden.


Wolfgang Viehweger

zurück zum Presseindex