Ehemalige Erdwallburg in Baukau


Der Turmhügel lag am Südosthang des hier bis 59 m über NN ansteigenden Baukauer Höhenrückens, etwa 400 m westlich vom Schloss Strünkede in einem Wäldchen, namens „Lackmanns Busch“. In einigen noch vorhandenen alten Karten des Kirchspiels Herne und der Bauernschaft Baukau finden sich keinerlei Hinweise auf die Lage der Wallburg. Lediglich in einer topographischen Karte aus dem Jahr 1892 ist sie eingezeichnet, wenn auch nicht in vollem Umfang.
Bereits um die Jahrhundertwende muss die Innenfläche des Hügels teilweise eingeebnet worden sein, während die Wälle noch erhalten blieben. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges wurden die Reste des Turmhügels vollständig abgetragen. Heute ist, abgesehen von einem leichten Ansteigen des Geländes nördlich der nach dem Turmhügel benannten „Wallburgstraße“, nichts mehr von der Anlage zu erkennen.
Das Kernwerk besaß einen Durchmesser von ca. 60 m und erhob sich 4 m über der Geländeoberfläche. Die Anlage war konzentrisch von einem Wall – Graben – System umgeben: Es kam zunächst ein Graben, dann ein Wall mit einer Höhe von 3 m und einer Breite von ca. 20 m. Dem schloss sich ein zweiter Graben von 10 m Breite an. In ungefähr 30 m Abstand befand sich ein weiterer Wall mit einem Graben. Beide waren aber bereits durch Wohnbebauung weitgehend zerstört.
Die für die Gräben notwendige Wasserzufuhr erfolgte nach Meinung des Professors Darpe (Bochum) aus einem östlich von der Anlage fließenden Bach, der sogenannten „Becke“. Sein Plan verzeichnet einen von der Becke nach Westen verlaufenden Zuflussgraben, der in den mittleren Graben der Anlage führt. Da der Baukauer Höhenrücken an dieser Stelle jedoch von etwa 54 m auf 59 m über NN ansteigt, hätte das Wasser in dem Zufluss hangaufwärts geleitet werden müssen. Diese Möglichkeit kommt nicht in Betracht. Die Gräben werden wahrscheinlich gar keine Wasserzufuhr gehabt haben, sondern leer gewesen sein. Professor Karl – Ernst Mummenhoff weist darauf hin, dass in der frühen Phase des mittelalterlichen Burgenbaus in Westfalen wassergefüllte Gräben noch völlig unbekannt waren. Diese Verteidigungsmaßnahme kam erst später auf und erforderte günstige topographische und technische Voraussetzungen.
Die Baukauer Wallburg besitzt diese jedoch nicht; weder liegt sie in einer Flussbiegung noch hat sie eine günstige Wasserzuleitung von einem Bach. Es gibt auch keinerlei Hinweise auf technische Anlagen, mit deren Hilfe der Höhenunterschied von 5m hätte überwunden werden können, um die Gräben zu fluten. So wird sich keine Antwort mehr auf die Frage finden lassen, ob die Gräben dieser Wallburg Wasser führten oder nicht.
Nach den von Darpe angegebenen Maßen besaß der Turmhügel einen Durchmesser von 260 m bis 270 m. Das Erscheinungsbild der Anlage entsprach natürlich nicht mehr dem ursprünglichen Zustand. Abgesehen von der bereits genannten Zerstörung des äußeren Wall – Graben – Bereiches, wird die Erosion im Laufe der Zeit ein nicht unbeträchtliches Abfließen der Wallerde verursacht haben, das sowohl die Wallhöhen als auch die Grabenbreiten reduziert haben dürfte. Die Anlage bot damit ein wenig eindrucksvolles Bild bei ihrer Entdeckung. Einzelheiten zu ihrer Errichtung sind unbekannt. So bleibt auch offen, ob es sich um die erste Anlage an dieser Stelle handelt oder ob ein bereits älterer Hof ausgebaut wurde. Unbekannt ist auch, ob die Wallburg in dieser Größe konzipiert oder nach und nach erweitert worden ist. Zur Bauweise lassen sich nur Vermutungen äußern. Das Kernwerk wurde wohl aus dem vorhandenen Erdreich und besonders aus dem Aushub der Gräben errichtet. Sollten hölzerne Konstruktionen des Kernwerks und der auf ihm befindlichen Gebäude vorhanden gewesen sein, so sind sie spätestens durch das Vertiefen der Innenfläche des Kernwerks zerstört worden.

Hölzerne Stützkonstruktionen sind im Emschergebiet nichts Neues. Bekannt sind Pfahlfundamente aus Eiche für das benachbarte Schloss Strünkede und die 1272 errichtete Schlosskapelle; ebenso für die Dorneburg, Bönninghausen und Dahlhausen. Auf dem Kernwerk wird sich wahrscheinlich ein zentraler Turm mit mehreren Gebäuden befunden haben; das Baumaterial, die Größe, das äußere Erscheinungsbild, die Innengliederung der Gebäude und die damit verbundenen Funktionen entziehen sich unserer Kenntnis. Gleiches gilt auch für die Palisaden. Wenn auch kein Nachweis für ihre Existenz erbracht werden konnte, wird man auf diese Sicherungsmaßnahme nicht verzichtet haben; denn sie gewährleistete neben der Verstärkung der Verteidigungsmöglichkeiten ein unerwünschtes Abfließen der aufgeschütteten Erde in die Gräben. Anzunehmen sind auch Brücken und Leitern als Zugänge, wie sie von vergleichbaren Anlagen bekannt sind.

Wolfgang Viehweger

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