Die Künstler

Ihre Tätigkeit ist differenziert und unerklärbar. Wenn man mit der Tiefenpsychologie vertraut ist, ahnt man, dass es Schüler sind, die einen langweiligen Unterricht verbringen müssen. Sie werden zu Künstlern, indem sie die Realität durch ihre Phantasie kompensieren. Dadurch begeben sie sich in eine andere Welt als die aktuelle. Die Künstler malen mit Füllern, Stiften oder bloßen Fingern in Hefte, Bücher und auf Tische. Mit unglaublicher Geduld verwenden sie immer wieder dasselbe Motiv. Sie reproduzieren es jahrelang. Dabei gleichen sich die Zeichnungen haargenau. Bei einer Ausstellung von Werken der Künstler in der Gesamtschule Köln-Porz im Sommer 2005 waren unter den 2500 Bildern 500 nackte Frauenkörper, 300 Porträts von Fußballspielern und Vereinslogos, 1000 Flugzeugtypen und 700 Seitenansichten von Autos.
Der Schirmherr der Ausstellung, der Kultusminister von NRW, sprach von „Beispielen, welche die Kühnheit und das Talent der heutigen Schülergeneration eindrucksvoll demonstrieren.“

(„Die in Wachträumen und nervösen Zuständen unserer überlasteten Schüler erscheinenden Phantasmen müssen nach der Meinung der Psychologen als Hilferufe junger Seelen angesehen werden.“ – Heinrich Pestalozzi)

Wolfgang Viehweger

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