Die Radfahrer

Sie steuern auf den aufsichtsführenden Lehrer mit Knickebeinen, gebeugtem Rücken und unterwürfigem Lächeln zu, geben ihm höflich die Hand und böswillige Kommentare über ihre undisziplinierten Klassenkameraden. Dabei begleiten sie den Lehrer auf Tuchfühlung und hängen an ihm wie Kletten.
Die Radfahrer sind allerdings nicht nur auf dem Schulhof tätig, sondern auch in der Klasse. So bleiben sie manchmal nach der Stunde am Pult des Lehrers stehen, sagen, dass sie etwas nicht verstanden haben und stacheln dann das schwach entwickelte Misstrauen des Pädagogen gegen die Mitschüler an, indem sie tolle Geschichten über Sexspiele und Saufgelage auf den Toiletten erfinden, die eigentlich das Thema der nächsten Schulkonferenz sein müssten.

Die Radfahrer wundern sich oft, dass sie weder bei Schülern noch Lehrern beliebt sind. Sie fühlen sich recht einsam, weil sie auch mit ihren Eltern kaum über ihr Verhalten in der Schule sprechen können. Dennoch kokettieren sie mit ihrer verschwörerischen Tätigkeit, da sie wissen, dass sie dadurch Menschen manipulieren, und das in aller Heimlichkeit.

(„Verschwörer haben ihren festen Platz in der Gesellschaft, weil es ohne sie keine Tyrannenmorde gäbe. Denken Sie an Brutus, der durch den Mord an Cäsar in die Geschichte eingegangen ist.“ – Heinrich Pestalozzi)

Wolfgang Viehweger

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