Engelbert von Köln


Reliquienbüste Engelberts (Foto von Sir Gawain)

Graf Engelbert II. von Berg wurde 1185 als Sohn des Grafen Engelbert I. von Berg und dessen Ehefrau, der Gräfin Margarete von Geldern, auf Schloss Burg geboren. Während sein älterer Bruder, Graf Adolf III., Erbe der Grafschaft Berg wurde, wählte Engelbert die geistliche Laufbahn, ohne allerdings das politische Handeln aufzugeben. Von 1199 bis 1216 war er Dompropst von St. Georg in Köln und wurde am 29. Februar 1216 mit Zustimmung des Papstes Honorius III. und des Königs Friedrich II. zum Erzbischof von Köln gewählt.
Engelbert stand in enger Verbindung zu Friedrich II., der ihn 1220 zum Reichsverweser und Vormund seines Sohnes einsetzte, der 1222 von Engelbert in Aachen zum König Heinrich VII. gekrönt wurde. Dadurch avancierte Engelbert zu einer der mächtigsten Personen des Reiches, übernahm fast alle vorherigen Königsrechte und gründete erzkölnische Territorien und Stadtherrschaften zwischen Maas und Weser, u. a. Wipperfürth, Attendorn, Brilon, Siegen, Werl und Herford. Mit seiner landesherrlichen Tätigkeit erregte Engelbert zunehmend das Misstrauen des westfälischen und rheinischen Adels, besonders als er den Anspruch auf einige lukrative Abteien erhob, darunter das Kanonissenstift in Essen, welches Graf Friedrich von Isenberg verwaltete. Das hochadelige Kanonissenstift, die Keimzelle der Stadt Essen, war im Jahr 852 durch den Hildesheimer Bischof Altfried gegründet worden. Die Fürstäbtissin war gleichzeitig Reichsfürstin und hatte einen Sitz im Reichstag. Geschützt wurde das Stiftsgebiet, einschließlich der Stadt, durch einen Vogt (lat. Villicus = Schützer des Hauses), im Mittelalter durch einen Adeligen aus der Nachbarschaft, der die Befugnisse der Äbtissin vertrat, wenn sie dazu nicht in der Lage war. Dieser Vogt, gewissermaßen Immunitätsbeamter der geistlichen Herrschaft, nahm das Richteramt im Stiftsbereich ein, war der Herr der Oberhöfe, deren Verwalter und Hofrichter. Außerdem trieb er von den Unterhöfen die Steuern und Abgaben ein. Diese vom König oder Kaiser bestellten Vögte nannte man „Reichsvögte“ im Unterschied zu den „Landvögten“ des Landadels.
Anfang November 1225 weilte der Erzbischof in Soest, um eine Kirche einzuweihen. Dabei traf er sich mit der Opposition, auch mit seinem Neffen Friedrich von Isenberg, zu einer Aussprache, die unbefriedigend blieb. Als der Erzbischof von Soest über Schwelm nach Köln zurückkehren wollte, wurde er am 7. November 1225 in einem Hohlweg bei Gevelsberg von dem Isenberger überfallen und erschlagen. Der Tote wurde nach Köln gebracht und im Turm des alten Doms bestattet. Der Mörder war noch ein Jahr auf der Flucht, bevor er am 14. November 1226 vom Grafen von Geldern in Lüttich verhaftet, nach Köln ausgeliefert und gerädert wurde. Graf Adolf I. von der Mark schleifte seine Besitzungen Nienbrügge und Burg Isenberg, die Bewohner siedelte er zwischen Lippe und Ahse auf dem “Ham” an, wo am Aschermittwoch 1226 auf diese Weise der Ort Hamm entstand.
Mit Engelberts Tod endete zunächst das kurkölnische Machtstreben in Westfalen, das 1180 mit Erzbischof Philipp von Heinsberg begonnen hatte, der mit Zustimmung des Kaisers zum „Herzog von Westphalen“ gewählt worden war. Erst im 14. Jahrhundert lebten die landesherrlichen Bestrebungen wieder auf. Im Jahr 1368 übernahm Erzbischof Kuno von Falkenstein die Grafschaft Arnsberg und machte das Herzogtum Westfalen zu einem geschlossenen Territorium, bestehend aus den heutigen Landkreisen Arnsberg, Olpe, Meschede, Brilon, Lippstadt und Teilen des Landkreises Soest. Hauptstadt wurde Arnsberg mit dem Sitz des Landdrosten, des Vertreters des Erzbischofs. Das Herzogtum blieb nur locker mit dem Erzbistum Köln verbunden.


Wolfgang Viehweger

zurück zum Presseindex