Kulturführung durch Eickel am 3. Oktober 2010


Der Name „Eickel“ dürfte altsächsischen Ursprungs sein. Er taucht unter der Bezeichnung „Eclo“ (Eichenwald) an zwei Orten in der Geschichte des 8. Jahrhunderts auf, im Lennetal bei Hohenlimburg und auf dem „Berg“ bei Bochum. Demnach soll eine Urkunde vom Jahr 774 – geschrieben auf Eichenrinde – des Stiftes Essen auf den Schultenhof und die Burg Eickel verweisen.
Der Ahnherr Tabo von Eickel habe, so heißt es, Karl dem Großen in den Sachsenkriegen bei Hohenlimburg und bei Bochum heftigen Widerstand geleistet. Karl habe die Burg auf dem „Berg“ belagert, aber nicht erobert, weshalb es zwischen den Kontrahenten zu einer friedlichen Einigung gekommen sei. Karl der Große habe den Tabo von Eickel zum Dienstmannen (Ministerialen) bestellt und zum Gaugrafen über die Eickeler Mark ernannt. Diese erstreckte sich damals von Nosthausen über Eickel in das Gebiet von Röhlinghausen und Hüllen, im Norden von Crange bis nach Bickern. Zu dem Gut hätten 28 Unterhöfe gehört, die aber zunächst nicht im Lehen des Tabo von Eickel waren, sondern in dem des Grafen von Cobbo (Kobbenheim).
Wenn das stimmt, hat Karl der Große seinem ehemaligen Widersacher misstraut und Vorsichtsmaßnahmen ergriffen: Nach der Gründung der Grafschaft Bochum setzte er darüber seinen Vertrauten, den fränkischen Grafen Cobbo. Die Herren von Eickel behielten ihre Burg als Eigengut (Allod), aber der Wirtschaftshof (Oberhof) wurde in eine kaiserliche Domäne verwandelt, die dem jeweiligen Träger der Krone gehörte und von ihm verpachtet werden konnte. So erklärt es sich, dass der Oberhof um das Jahr 950 auf Bruno kam, den jüngeren Sohn Kaiser Heinrichs I.. Dieser schenkte ihn kurz vor seinem Tod (965) der von ihm gegründeten Abtei St. Pantaleon in Köln. Da die Äbte den Oberhof, genannt auch „Schultenhof“, wiederholt an die Herren von Eickel verpachteten und diese bis zum 12. Jahrhundert im Lehen der Erzbischöfe von Köln standen, ist der sichere Boden der Geschichte erreicht.
Dass auch Tabo von Eickel nicht unbedingt eine Sagengestalt sein muss, wird durch den Historiker Cornelius Mewe in seiner „Essendischen Chronik“ von 1613 bestätigt: „Mir ist angezeigt, dass auf der Borg daselbst (in Eickel) auf einen Stein ein solch Epitaphium (Grabschrift) gehauen und onlengst zu lesen gewesen: Hie ligt Tabo van Eickell der Heyde“. Mewe berichtet weiter, dass ihm das von dem „Hausmann Knop(s) bey Eickel“, einem Mann im Alter von 100 Jahren , bei seinen Recherchen bestätigt worden sei. Wenn der Bericht nicht erfunden ist, übertrifft die Inschrift auf dem Grabmal an Hintergründigkeit und Boshaftigkeit fast die Phantasie des Lesers. Einerseits zeigt sie, dass das Misstrauen Karls des Großen berechtigt war, andererseits sagt sie, dass Tabo von Eickel zu Lebzeiten wohl ein treuer Lehnsmann Karls geblieben ist, weil er sonst seine Güter verloren hätte. Nach seinem Tode aber fühlte sich der Ahnherr derer von Eickel frei und streifte die fränkischen Zwänge ab. Zum Vorschein kam der alte Brukterer (Sachse) und Heide, der er immer gewesen war. Diese Haltung wurde von seinen Nachkommen respektiert, auch sein Wunsch, auf der Burg bestattet zu werden und nicht in der geweihten Erde eines Friedhofs.

Die Burg Eickel

Die Burg Eickel war zunächst nur eine Turmhügelanlage, eine Motte, auf einem etwa 50m hohen Berg in dem gleichnamigen Dorf. Erst später ist sie zu einem stattlichen Rittersitz ausgebaut worden. Cornelius Mewe, der nach Ansicht des Archäologen Herbert Lorenz schon vor 400 Jahren einen Blick für Boden – und Denkmalspflege hatte, beschreibt sie als eine breite Burg auf einem hohen Hügel mit Gebäuden und Stallungen. Die „Borg und Borggestell“ sei von einem 15 m breiten Graben umgeben gewesen, über den zwei Brücken durch das schöne Turmhaus zur Burg hinaufgeführt hätten. Cornelius Mewe bedauert, dass die Anlage, um die der Kützelbach als Annäherungshindernis höchst kunstvoll herumgeführt worden war, im Jahr 1613 zum Steinbruch verkommen sei, der Burghügel fast abgetragen, der Burggraben unordentlich und teilweise zugeschüttet.

350 Jahre nach dem Historiker Mewe schreibt die Ruhr – Zeitung am 31. Oktober 1945 unter der Überschrift „Bomben brachten es an den Tag“: „In der Geschichte der Stadt Wanne-Eickel wird eine Burg Eickel erwähnt, die schon vor der Regierungszeit Karls des Großen erbaut und im frühen Mittelalter durch kriegerische Einwirkungen zerstört worden ist. Jedoch fehlten bisher authentische Unterlagen; selbst die genaue Lage der Burg wusste man nicht. Erst jetzt sind die Spuren durch Entstehen der Bombentrichter ans Tageslicht gebracht worden; die interessierten Heimatfreunde haben bereits mit dem Aufzeichnen und der Sichtung des Materials begonnen.“ Die Burg Eickel stand auf dem Gelände zwischen Königstraße 23 und der Brauerei Hülsmann, wenn man von der heutigen Bebauung ausgeht.

Treffpunkt ist am 3. Oktober 2010 um 10.00 Uhr der Marktplatz Eickel. Nach der Führung findet um 12.30 Uhr eine Lesung im Parkhaus Bäumer statt . Thema sind Moritaten und Teufelsgeschichten aus Eickel. Anmeldung unter Tel.: 02325/ 30679 oder email: info@hernernetzev.de Nichtmitglieder zahlen 5 Euro.

Wolfgang Viehweger

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