Die ewige Sühne des Adrian von Sobbe

An jedem ersten Vollmond des Neujahres muss Adrian von Sobbe, Schlag 12 Uhr Mitternacht, auf Grimberg seine nächtliche Geisterfahrt beginnen. Zwei Schimmel warten auf ihn mit einem schwarzen Schlitten. Anstelle eines Polsters liegen drei Dornenranken auf dem Vordersitz. Sobald der Mörder eingestiegen ist, beginnt eine rasende Fahrt durch die Lüfte. Zuerst führt sie zur Burg Leythe und der Kornmühle. Dort hält das Gefährt an; denn mitten auf dem Weg ragt im Mondschein ein mannshohes Kreuz empor. Vor ihm steht eine schwarzgekleidete Frau, die drohend ihren blutenden rechten Arm in die Höhe streckt. Blut tropft auf das Kreuz und verwandelt sich sogleich in züngelnde Flammen.
Wenn der Ritter das sieht, spornt er die Geisterschimmel zur schnellen Flucht an. Weiter geht die sausende Fahrt zur Burg der Backems. Wenn sie der Schlitten dreimal umflogen hat, stürzt aus der Höhe ein roter Adler auf den Sobbe zu Grimberg herab und hackt ihm mit einem kräftigen Schnabelhieb ins linke Auge. Vor Schmerz stößt der Ritter einen gräßlichen Fluch aus.
Schließlich führt die Fahrt weiter zur Hüller Mühle, der alten Grimberger Herrschaftsmühle. Wenn der Schlitten über sie hinwegsaust, ächzt das schwere Mühlrad, und viele tausend Weizenkörner prasseln wie Geschosse gegen den Mörder, der abermals entsetzlich flucht. Dann geht es zur Propsteikirche St. Peter und Paul nach Bochum, dem Begräbnisort derer von Sobbe zu Grimberg.
An der Kirche endet die Höllenfahrt.
Adrian von Sobbe hat schwere Schuld auf sich geladen, deshalb ist er dazu verdammt, alljährlich diese Fahrt und ihre Qualen zu wiederholen.

Wolfgang Viehweger

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