Die Geschichte des Malakow-Turms

 
(Backhaus)

Die ursprüngliche Bezeichnung des Malakow-Turms geht auf einen Teil der Festungsanlage der russischen Stadt Sewastopol zurück, das „Fort Malakow“. Der Begriff stand für Stärke, Masse und Größe von Backsteintürmen in Stadtbefestigungen. Im Krimkrieg von 1853 bis 1856 wurde die Festung Sewastopol von französischen Truppen unter dem General Aimable Pélissier eingenommen (8. September 1855).

In den Jahren 1860 bis 1870 machten sich die Bergbauingenieure im Ruhrgebiet Gedanken, wie die Kohlevorkommen, die in einer Tiefe von über 100 m lagen, ausgebeutet werden könnten. Die bisherigen Holzkonstruktionen reichten für die zunehmenden Belastungen der Schachtförderung nicht mehr aus. Gusseisen, seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts im Hoch- und Brückenbau verwendet, war zu spröde und dem dauernden Lastwechsel im Bergbau nicht gewachsen. Schließlich kam man darauf, das Seilscheibengerüst innerhalb eines Gebäudes aus bis zu 2,50 m starkem Ziegelmauerwerk aufzuhängen. Dabei griff man auf die herkömmliche Bautechnik zurück. Die Breite und Größe der über 33 m hohen Türme ergab sich daraus, dass auch die Wasserhaltungsmaschinen zur Hebung der Grubenwässer dort untergebracht waren.

Die Malakow-Türme des Ruhrgebiets sind alle in Backstein gemauert. Sie besitzen quadratische oder leicht rechteckige Grundrisse mit dicken Fundamenten und Mauern, die bis zu vier Etagen nach oben schmaler werden. Die Etagen sind durch horizontal um das Gebäude verlaufende Gesimse erkennbar. Die Fenster sind in Rundbogenform ausgeführt. Nach oben werden sie zahlreicher und kleiner. Runde Dachkuppeln sind selten, meist sind die Dächer flach und werden pyramidenförmig zur Mitte hin ausgeführt. Von den 130 Malakow-Türmen im Ruhrgebiet sind heute noch 14 erhalten, darunter einer in der Zeche Hannover in Bochum-Hordel.

Erst mit der Vervollkommnung der Stahltechnik nach 1880 (Krupp!) wurden die gemauerten Fördereinrichtungen durch eiserne Fördergerüste ersetzt. Sie ließen sich statisch besser berechnen und hielten der Beanspruchung länger stand als Mauerwerke.


Wolfgang Viehweger

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