Zur Geschichte der Rosenstraße in Herne

Im Gemeindeatlas von Herne hieß die Straße, die von der Straßburger zur Sodinger Straße führte, im Jahr 1823 „Harannistraße“ nach dem ursprünglichen Namen des Dorfes. Der alte Name von Herne wird zum ersten Mal 880 im Urbar A der Benediktiner-Abtei Werden erwähnt. Offenbar hatte die Abtei Grundbesitz bzw. grundabhängige Bauern in der „Siedlung auf der Anhöhe“, wie das niederdeutsche Wort „haranni“ im Hochdeutschen heißt.
Am 25. November 1881 wurde die Harannistraße in „Rosenstraße“ umbenannt. 50 Jahre später, am 8. Dezember 1938, erhielt sie den Namen „Willi-Wolde-Straße“, am 27. April 1945 erfolgte durch die Stadtverordnetenversammlung die Rückbenennung in „Rosenstraße“. Am 9. Dezember 1974 schließlich wurde die Straße, an der sich ein wertvoller
Altbaubestand von Fachwerkhäusern mit Rosengärten befand, wieder zur „Harannistraße“. Sie wurde zur Sodinger Straße abgebunden und war seitdem nur noch Stichstraße. Die Altbauten mussten dem vierspurigen Ausbau der Sodinger Straße weichen.
Zu den Altbauten gehörte das Haus des Museumsdirektors Karl Brandt, das mitten in einem großen Garten stand. Hier lebte er mit seinen beiden Schwestern. Karl Brandt, geboren am 15. April 1898 in Baukau, gestorben am 2. Juli 1974, war 1925 Mitglied der Kommission zur Gründung eines Heimatmuseums in Herne geworden. Seit frühester Jugend interessierte sich der Autodidakt für Geschichte und Archäologie und füllte sein Elternhaus – später sein eigenes – nach und nach mit Fundstücken, die er dem Museum schenkte. 1927 wurde Karl Brandt zum Leiter des ein Jahr vorher eröffneten Museums im Schloss Strünkede (heute: Emschertal-Museum) ernannt und verwaltete die vor- und frühgeschichtliche Abteilung. 1963 schied der Mann, der zahlreiche Grabungen und Veröffentlichungen im Laufe seines Lebens vorgenommen hatte, nach Erreichen der Altersgrenze aus dem Dienst der Stadt Herne aus. Zum Gedenken erhielt er am 23. Mai 1985 durch die Bezirksvertretung Herne-Mitte eine besondere Ehrung in der Nähe seiner Wirkungsstätte: Das Teilstück der Bahnhofstraße bis zum Westring bekam den Namen „Karl-Brandt-Weg“.
Leider erinnert heute nichts mehr an das Karl-Brandt-Haus an der früheren Rosenstraße, weil die Stadtmodernisierung Vorrang vor der Bewahrung des historischen Baubestands erhielt.

Wolfgang Viehweger

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