Schlösser in der Nachbarschaft
Schloss Berge


Luftbild von Hans Blossey

Berge ist mit Wittringen, Hamm, Leythe, Herten, Horneburg, Gysenberg und Eickel zu einer Reihe von Herrensitzen zu zählen, deren Gründer sich nicht die natürlichen Gegebenheiten des Emscherbruches zunutze machten, wie die meisten adeligen Zeitgenossen, sondern in beträchtlichem Abstand auf bergigem Gelände ihre festen Häuser errichteten. Im Quellbereich am Südhang des „Buerschen Berges“ findet der Erbauer der ersten Burg für eine wahrscheinlich durch Wall, Graben und Palisaden geschützte Wehranlage, eine sogenannte „Motte“ (Erdhügelburg), eine günstige Stelle, umflossen vom Berger Bach. Ein „Depotfund“ (ein Bodenfund mit besonderer Bedeutung für die Forschung) im Jahr 1924 mit Silbermünzen aus der Zeit Kaiser Konstantins des Großen (321 bis 337 n. Chr.) in der „Berger Baut“ (Bau im Gelände) liegt am alten Nordhellweg von Dortmund nach Dorsten, der vom Haupthellweg bei Dorstfeld abzweigt und über Castrop, Herne, Crange und Buer nach Dorsten führt. Es handelt sich um die mit ihm identische mittelalterliche Handelsstraße entlang der Emscher von Deventer nach Dortmund, deren Vorgängerin in die fränkische Zeit weist, als sie „Reichsstraße“ genannt wurde.
Dadurch ist der Komplex Berge/Buer schon seit langem verkehrsmäßig erschlossen und besiedelt.

Am Siedlungsbeginn steht wohl ein ehemaliger Haupt – oder Herrenhof mit Eigenbesitz und Gerichtsbarkeit. Dafür spricht u.a. der „Vrystol Berge“, ein bei Haus Berge gelegener ursprünglicher Gerichtsplatz. Das zu Anfang des 19. Jahrhunderts zur Dreiflügelanlage erweiterte Herrenhaus aus dem 13. Jahrhundert (urkundlich erwähnt 1264) steht auf einer quadratischen Insel von 40 m Seitenlänge auf drei Seiten frei im Wasser. Das Kellergeschoss ist auf Eichenpfahlrosten errichtet. Auf der Eingangsseite stützt ein Mauerzug mit bastionsartigem Rundturm den Schlosshof gegen die Herrenhausinsel ab. Der Hauptzugang führt in gerader Linie von Westen her über eine mehrbogige Steinbrücke in den Binnenhof. Nach Nordwesten schließt sich auf der ehemaligen Vorburg der moderne dreiflügelige Wirtschaftshof an.
Auf der Südseite ist der geometrische französische Barockgarten mit Sandsteinfiguren des 18. Jahrhunderts wieder hergestellt worden. Leider sind die Figuren verwittert und stark beschädigt.
Nach 1924 ist auch der sich nach Westen erstreckende englische Landschaftsgarten in seinen Erstzustand von 1800 zurückversetzt worden. Der im Mitteltrakt siebenachsige, an den Stirnseiten der Seitentrakte zweiachsige Putzbau ist ohne jeden plastischen Schmuck. Die Mansarde auf der Hofseite des Mitteltraktes ist zu einem Attikageschoss ausgebaut worden, dessen giebelartiger Aufsatz das Berger Allianzwappen trägt. Große Dachfenster über den Fensterachsen aller Bauteile tragen zur Auflockerung der Mansardengeschosse bei. Nach dem Zweiten Weltkrieg war eine durchgreifende Instandsetzung des Herrenhauses notwendig. Die Fenster und Gesimse sind erneuert, die Dächer neu eingedeckt und die Außenwände verputzt worden. Die alte Holzterrasse auf der Südseite wurde durch eine Glasterrasse ersetzt. Gleichzeitig erfolgte der Innenausbau zu einem Hotel- und Restaurationsbetrieb. Nach der Firma Arnold hatte ihn von 1976 bis 1994 das Unternehmen Mövenpick von der Stadt Gelsenkirchen gepachtet, ab 1994 war er mit Café, Restaurant, Schlosssaal, Ratssaal, Baronenstube u.a. in der Verantwortung von Charly Neumann, dem Schalker Urgestein. Nach der Restauration von 2004 hat Schloss Berge neue Pächter. Es wird mit seinen Möglichkeiten für Banketts und Tagungen und einem Restaurant, seinen Gärten, dem Berger See und der weitläufigen Parkanlage gern von der Bevölkerung des Ruhrgebiets zur Erholung genutzt.

Wolfgang Viehweger

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