Nach dem Besuch im Schloss Horst

Unter der Führung von Herrn Brok und Herrn Krauss besuchte der Kulturverein Herner Netz e.V. am 30. September 2012 mit 28 Gästen das Schloss Horst und erfuhr vieles über die Renovierungsarbeiten der letzten Jahre. Die Reste bezeugen noch ein wenig von der Einzigartigkeit dieses Bauwerks.

Rütger von der Horst, verheiratet mit der reichen Anna von Palandt, engagierte in der Zeit zwischen 1556 und 1578 namhafte Baumeister und Künstler, um auf dem Platz einer älteren Burg, die einem Brand zum Opfer gefallen war, ein prächtiges Rennaissance-Schloss bauen zu lassen. Zum ersten Mal in der Region wurden alle Fassaden durch Gliederungen, plastische Bänder, Figuren, Säulen, Löwenmasken und Karyatiden geschmückt. Karyatiden sind Statuen von Mädchenfiguren, die an der Stelle von Säulen das Dachgebälk von Bauwerken tragen. Über die Ausgaben führte Rütger von Horst Buch, so dass wir heute wissen, wie die bald 20jährige Bauzeit verlief und was sie kostete. Der bekannte Architekt Laurenz von Brachum hatte als Mitarbeiter des Baumeisters Arndt Johannssen wesentlichen Anteil an dieser Neuschöpfung, die Ausgangspunkt für die Renaissance in Westfalen und an der Lippe war. Von der vierflügeligen Anlage mit vier quadratischen Ecktürmen, die vollständig von einer Gräfte umgeben war, steht nur noch der Eingangsflügel, dessen Fassade 1961 bis 1965 restauriert wurde. Bei dem Betrachten der Fassadendetails erhält der Besucher eine Vorstellung von dem Bauwerk. Der renovierte Teil steht heute für unterschiedliche Veranstaltungen zur Verfügung.

Überliefert sind die wirtschaftlichen Verhältnisse der Herrschaft Horst aus der Mitte des 16. Jahrhunderts: Im Jahr 1536 gehörten zum Gut 34 Pächter, die insgesamt 30 Malter Land gegen eine jährliche Pachtsumme von 60 Goldgulden bewirtschafteten (1 Malter als Flächenmaß = 8 800 m²). Dazu kamen 60 Leibeigene auf Kotten und Knechtstellen, die jährlich an Naturalien 400 Hühner, 50 Gänse und 50 Pfund Flachs an den Hof lieferten, überdies 100 Malter Roggen, 100 Malter Gerste und 100 Malter Hafer (1 Malter als Hohlmaß = 4 Scheffel = 1 Hektoliter). Aus den Wiesen wurde ein jährlicher Ertrag von 150 Goldgulden erwirtschaftet. Außerdem gab es Einkünfte aus den beiden Mühlen, einer Kornmühle und einer Ölmühle, aus der Biersteuer, auch „Kesselsteuer“ genannt, und aus Zahlungen von auswärtigen Besitzungen bei Velbert, Elten, Duisburg und Geldern. Zwischen 1535 und 1578 betrug die jährliche Gesamteinnahme der Herren von der Horst 13 600 Goldgulden. Ihnen standen an Ausgaben 12 000 Goldgulden gegenüber.

Foto und Text: Gerd Kaemper
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