Schlösser in der Nachbarschaft
Schloss Westerholt



Die im Verlauf des 16. Jahrhunderts verfallene und durch die Einquartierung der truchsessischen Truppen 1583/84 geradezu verwahrloste Burg sollte im 17. Jahrhundert abgerissen werden. Mit dem Geld seiner Eltern lässt Reichsgraf Wilhelm von Westerholt „einen kostbaren Bau aufführen“. Der Westflügel wird zum Herrenhaus ausgebaut, gleichzeitig wird die herrschaftliche Haushaltung in die Vorburg verlegt. Bis 1860 zeigt sich der zweigeschossige Westbau mit einem dreiachsigen Attikageschoss über dem Mittelrisalit, d.h., einem vorspringenden Gebäudeteil zur Gliederung der barocken Schlossfassade, einem beliebten Bauelement in dieser Zeit.
Der Schmuckgiebel ist erst später entstanden. Der rechtwinklig anschließende zweigeschossige Seitengiebel mit dem Torhaus weist Stilelemente des 17. Jahrhunderts auf. Links vom Westbau stand früher ein zweigeschossiges Gebäude, die Orangerie. Der beherrschende Bau ist der Westflügel in der traditionellen Rechteckform des Herrenhauses und der dem Hof zugewandten Schauseite. Der großräumige Zuschnitt des von Gräften, einem Park und einem gestaffelten Waldgelände umgebenen Schlosskomplexes lässt noch etwas von der politischen und gesellschaftlichen Bedeutung ahnen, die das verzweigte Geschlecht im öffentlichen Leben Westfalens einge-nommen hat. Als die meisten Landadeligen bereits ihren politischen Einfluss verloren und sich auf die Verwaltung ihres Gutsbesitzes beschränkt haben, sind die Westerholt – Gysenberger bis ins 19. Jahrhundert in wichtigen Ämtern tätig.
Das nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst von englischen Besatzungstruppen, dann von Berglehrlingen der Zeche Westerholt bewohnte Schloss wird von Graf Egon Franz renoviert. Fenster und Gesimse werden erneuert, die Dächer eingedeckt, die Außenwände verputzt. Gleichzeitig erfolgt ein umfassender Innenumbau für einen modernen Hotel- und Restaurationsbetrieb. (aus dem Buch „Die Grafen von Westerholt-Gysenberg, 2002)

Wolfgang Viehweger

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