Der gespenstische Reiter am Horsthof

Die um 1330 gegründete Burg gehörte zum Oberhof Eickel und diente als Alterssitz. Das angelsächsische Wort „hurst“ bedeutet Nest/Vogelnest.

Im Herbst 1580 hatte sich bei Heinrich von Eickel zu Horst ein Unbekannter zum „Bereiter“ angeboten und wurde, nach erfolgreicher Probe, zu Diensten angenommen und auf dem Horsthof bestallt.
Der Mann war noch jung, hatte ein fahles Gesicht und durchdringende schwarze Augen, die ihm etwas Unheimliches verliehen. Die Hofleute machten deshalb einen Bogen um ihn. Dagegen kam er mit den Pferden erstaunlich gut aus. Er schaute sie an, legte ihnen die Hand auf die Nüstern und sprach ein fremdes Wort, das niemand übersetzen konnte. Fortan hatte er so willige Tiere, als hätte er sie verzaubert. Es begab sich aber, dass einige Monate später ein Vetter des Ritters am Hof anlangte und neben dem Bereiter an der Tafel zu sitzen kam. Rosier, so hieß der Verwandte, kam aus Flandern und hatte einen langen Ritt hinter sich. Trotzdem wollte er kaum etwas trinken oder an Speisen zu sich nehmen, obwohl der Hausherr ihm freundlich zusprach. Als die Tafel aufgehoben wurde, fragte Heinrich von Eickel seinen Vetter nach der Ursache seines sonderlichen Verhaltens. Dieser erzählte stockend, dass der Bereiter kein natürlicher Mensch sein könne, da er vor Jahren an seiner Seite vor Ostende schwer verwundet wurde. Der Sterbende habe auf sein Pferd geschaut und gemurmelt: „Bon cheval!“ Dann sei der Mann gestorben. Landsknechte hätten ihn an Ort und Stelle begraben, sein Pferd sei dort zurückgeblieben. Der Hausherr prüfte mit seinem Gast Vaterland, Namen und Alter in den Unterlagen und fand alles mit dem in Übereinstimmung, was der Bereiter ihm bei der Anstellung angegeben hatte. Nach einiger Überlegung nahm Heinrich von Eickel das zum Anlass, dem Gespenst Urlaub zu geben unter dem Vorwand, dass er seine Hofhaltung einzuschränken gedenke. Der Bereiter bat ihn händeringend, seine Person ferner an dem Hofe zu dulden. Wenn aber der Ritter auf seinem Urlaub beharre, solle er ihm ein gutes Pferd und ein weißes Totenkleid schenken. Den Herrn erfasste ein solches Grauen, dass er den Wunsch gern erfüllte. Er hätte dem Gespenst noch mehr gereicht, wenn es ihn darum gebeten hätte. Es sollte sich nur entfernen.
Nachbarn und Besucher haben noch viele Jahre später den gespenstischen Reiter an den Horsthöfen gesehen, wenn sie des Nachts dort vorübergingen. Auch im Emscherbruch soll sich das Gespenst herumgetrieben haben, wie „Pferdestricker“ (Pferdefänger) erzählten.

(Aus dem Buch: „Moritaten“ von W. Viehweger)

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