Nachruf zum Tod von Alfred Hartwig

Die letzte Ausstellung im Jahr 2008 war vom Kulturverein Herner Netz zu Ehren von Alfred Hartwig im Schollbrockhaus organisiert worden. Sie zeigte 40 Werke, welche einen Querschnitt durch die Geschichte von Herne und Wanne-Eickel von 1938 bis 2007 umfassten. Sie dokumentierte den Wandel, den diese Stadt in der Zeit erlebt hat. So wurde er zu einem aufmerksamen Beobachter mit dem Zeichenstift.

Alfred Hartwig wurde am 13. Juli 1924 in Wanne-Eickel als Sohn des Bergmanns Hermann Hartwig und seiner Ehefrau Anna geboren. Der Vater war Hauer auf der Zeche Pluto-Wilhelm, wovon der Schacht 3 noch erhalten ist. Der Junge besuchte die Königin-Luisen-Schule an der Wilhelmstraße. Sein künstlerisches Talent wurde früh erkannt und gefördert, so auch das perspektivische Zeichnen. Nach der Schulzeit machte Alfred eine kaufmännische Lehre und wurde am 10. Januar 1942 zur Marine eingezogen. Auf dem Minensuchboot SMS 175 war er oft auf dem Atlantik und verbrachte seine Zeit an Land in den französischen Hafenstädten Cherbourg, Brest und La Rochelle. Einige Jahre war er in Kriegsgefangenschaft in Frankreich. Danach wurde er Briefträger in seiner Heimatstadt – wie 50 Jahre vor ihm der Heimatforscher Gustav Hegler – und hielt seine Eindrücke von Straßen und Gebäuden fest, wenn auch nicht in Worten, sondern in Bildern. Später trugen seine Heimatkalender den Titel „Ein Blick in Geschichte und Gegenwart“. Damit wollte Alfred Hartwig der Zerstörung in der Stadt durch die Kriegsereignisse Rechnung tragen. Sein Engagement hat manche Gebäude für die späteren Generationen in Bildern erhalten. So hat er u.a. die 1938 zerstörte Synagoge in Wanne an der Langekampstraße und die in Herne an der Ecke Schaeferstraße/Hermann-Löns-Straße fast fotografisch genau gezeichnet. Schließlich war er Augenzeuge in einer dunklen Zeit. Alfred Hartwigs Ausdrucksmittel waren Skizzen, Zeichnungen und Aquarelle. Ein einziges Bild hat er in Öl gemalt, es ist die Heilige Barbara, die Patronin der Bergleute. Mit seinem Freund Friedhelm Degenhardt war er wiederholt in Spanien und in Südfrankreich. Zusammen haben die beiden viele interessante Landschaftsskizzen gemacht. Als Dauerleihgabe sind einige Bilder von Alfred Hartwig im Seniorenwohnheim der AWO (Grete-Fährmann-Haus) an der Burgstraße 45 zu besichtigen.

Die Synagoge von Herne, die bis zum 9. November 1938 an der Ecke Hermann-Löns-Straße/Schäferstraße stand, und die Wanne-Eickeler Synagoge an der Langekampstraße, die in der Ausstellung von 2008 zu sehen waren, wurden zu Beginn des Jahres 2009 der neuen Synagoge in Bochum an der Castroper Straße geschenkt und fanden dort ihren würdigen Platz.

Der Kulturverein Herner Netz wird Alfred Hartwig ein ehrendes Andenken bewahren.
Wolfgang Viehweger

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