Die Synagoge in Herne


Zeichnung von Alfred Hartwig

Dort, wo die Schäferstraße auf die Hermann-Löns-Straße trifft, stand an der Ecke (heute: AOK-Haus) die Synagoge, wegen ihrer Bauform im Volksmund genannt „Der Tempel“.
Die Herner Juden wollten zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre Synagoge als repräsentatives Sakralbauwerk errichten und zeigen, dass die jüdische Kultusgemeinde nicht hinter den christlichen Gemeinden und Kirchen der Stadt zurückblieb. So entstand in Anlehnung an die Synagogen in Münster und Detmold ein prächtiges Bauwerk.
Das Selbstbewusstsein der Auftraggeber zeigte sich in großzügigen Bleiverglasungen der Fenster, einem Eichenportal mit Bronzebeschlägen, einer mit einem Marmorbrunnen versehenen Vorhalle und einer hervorragenden Akustik im Hauptraum, der bis 1933 auch der Öffentlichkeit als Konzertsaal diente.
Über dem Gebäude wölbte sich eine glasierte Kuppel in Gelb und Blau mit Leuchteffekten bei Sonnenschein. Sie sollte bewusst an den Tempel in Jerusalem erinnern. An der Einweihungsfeier im Juni 1911 nahm die politische Prominenz aus Bochum, Herne und dem übrigen Ruhrgebiet teil und bewunderte das Juwel in der Reihe westfälischer Synagogen. Am 9. November 1938 wurde die Synagoge in Herne durch die Nationalsozialisten durch Brand vernichtet.

Wolfgang Viehweger

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