Die Synagoge in Wanne-Süd


Zeichnung von Alfred Hartwig

Die Synagoge in Wanne-Süd, gebaut 1909 an der Langekampstraße (heute: auf dem Parkplatz neben dem Haus des Rechtsanwalts Volker Mecking), war ein Massivbau in Ziegelmauerwerk mit Rundfenstern im Mittelrisalit, einer Rosette und einem mit weißen Steinen verzierten Treppengiebel. Der zweigeschossige Bau ähnelte dem Rathaus und dem Gymnasium Eickel auf der Kurhausstraße. Alle drei stammen von dem Baumeister August Franke zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Stadtarchiv von Herne liegen noch die Baupläne der relativ kleinen Synagoge, in der sich Betsaal, Volksschule für die jüdischen Kinder und die Wohnung für den Lehrer (Kantor) befanden. Der Familie standen im Erdgeschoss vier Zimmer und eine Küche zur Verfügung. Dahinter lag der Schulraum. Das Obergeschoss beherbergte den Betsaal mit einer für Sakralbauten üblichen Ausstattung: rechts und links standen Holzbänke, die den Blick frei gaben auf den gewölbten Altarraum.
Die Synagoge wurde von den Nazis schon 1934 angezündet. Urheber soll der damalige Oberbürgermeister Heinrich Günneweg gewesen sein, obwohl das in einem Prozess nach 1945 nicht nachgewiesen werden konnte. Damit hat die Synagoge den traurigen Ruf, eine der ersten in Deutschland zu sein, die ein Jahr nach der Machtergreifung Hitlers in Brand gesetzt worden ist. Nach der Renovierung diente sie der Synagogengemeinde noch vier Jahre als Schule, Ort des Gebets und als Treffpunkt. In der Nacht vom 9./10. November 1938 („Reichskristallnacht“) wurde sie völlig zerstört. Die Trümmer wurden abgetragen.


Wolfgang Viehweger

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