Die Zeche Mont Cenis in Sodingen

Als der 33jährige Ingenieur Joseph Pierre Monin, wohnhaft in Marseille, im Jahr 1870 nach Sodingen kam, interessiert für diesen Ort und seine Kohlevorkommen durch den Kaufmann Wilhelm Endemann, ahnte er noch nicht, dass er hier eine Erfolgsgeschichte beginnen würde, die bis heute andauert und mit seinem Namen verbunden bleibt. Sodingen war damals eine Bauernschaft von knapp 400 Einwohnern im Landkreis Dortmund, bekannt seit dem Mittelalter (erwähnt in einem Urbar der Abtei Werden). Der althochdeutsche Name „sothinke“ bedeutet „Tal der Bachstelzen“ und weist darauf hin, dass hier eine Landschaft mit vielen Fließgewässern anzutreffen ist. Tatsächlich streben 13 Bäche, die „Gysenberg - Bäche“, von den Castroper Höhen ins Emschertal (den Emscherbruch). Der größte davon ist der Ostbach, der unmittelbar an Sodingen vorbeifließt. Ein Großteil der Bäche befindet sich heute im Zustand offener und verrohrter Kanalisierung. Der Kaufmann und Kohlenhändler Wilhelm Endemann aus Bochum hatte mit seinem Bohrtrupp bis 1870 auf dem Gelände zwischen Hölkeskampring/Sodinger Straße und Castroper Straße (heutige Straßennamen) 5 Felder erschlossen, welche er Theresia I, Eugenia, Mathilde I, Louis und Jérôme nannte. Die letzten beiden Namen weisen darauf hin, dass damals schon Kontakte zwischen Endemann, Joseph Pierre Monin und dem Anleger (Rentier) F. Auguste Viviers aus Lyon bestanden. Der Deutsch-Französische Krieg (19. Juli 1870 – 10. Mai 1871) war zur Zeit des Konsolidationsvertrags vom 7. Oktober 1871 gerade vorbei, in dem die beiden französischen Unternehmer die Verhandlungen mit Endemann abschlossen, einen Kaufpreis aushandelten, für 450 000 Mark die 5 Grubenfelder übernahmen und zusammenlegten. Schon am 15. November 1871 wurde mit dem Niederbringen des Schachtes I Alexandrine begonnen. Der Kauf des Bergwerks durch die „Gewerkschaft der Steinkohlenzeche Mont Cenis Sodingen in Westfalen“ wurde durch das Oberbergamt in Dortmund am 27. Juli 1872 bestätigt. Eine Gewerkschaft im Bergbau stellte damals einen Eigentümerverband dar, keine Arbeitnehmervertretung. Monin wurde in dem inhabergeführten Unternehmen von 1871 bis 1875 Vorsitzender des Grubenvorstands. Gleichzeitig übernahm er die Posten des Generaldirektors, des technischen und des kaufmännischen Direktors, bis 1876 ein modernes Management mit Arbeitsteilung möglich wurde. Monin blieb noch bis 1878 Generaldirektor. Vorsitzender des Grubenvorstands war inzwischen Friedrich Brand. Technischer Direktor wurde Hermann Senstius und kaufmännischer Direktor August Freimuth. Nach 1878 blieb Monin Eigentümer mit Entscheidungs- und Kontrollfunktionen, bis 1893 das Unternehmen dem Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat beitrat und zu einer Aktiengesellschaft wurde. Monin war von 1893 bis 1896 Hauptaktionär. Joseph Pierre Monin ließ sich eine Direktorenvilla bauen, an der Mont-Cenis-Straße, wo immer noch andere Direktorenvillen und Steigerhäuser aus der Gründerzeit stehen. Die Straße erhielt ihren neuen Namen am 25. November 1881 durch die Gemeindevertretung Herne. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie „Stammstraße“ geheißen nach dem Bauernhof Stamm an der Grenze zwischen Herne und Sodingen. Über diese Straße fuhren die Pferdetreiber mit ihren Kohlekarren von dem Schacht I der Zeche zum Bahnhof Herne.


Wolfgang Viehweger

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