Führung durch Recklinghausen

Die mittelalterliche Stadt Recklinghausen, nachgewiesen seit dem 11. Jahrhundert, war am Sonntag, dem 22. März 2015, das Ziel der zweiten Kulturführung des Herner Netzes e.V. Die Führung begann am Rathaus, einem Bau von 1906, auf dem Rathausplatz. Die Stadtführerin, Frau Ursula Venn, wies darauf hin, dass am Altstadtmarkt schon drei frühere Rathäuser standen. Das neue Rathaus ist im Stil der sogenannten Deutschen Renaissance erbaut und mit historischen Figuren geschmückt: Arminius, Karl der Große und einem Mönch, der Recklinghausen missioniert hat. Auf dem Rathausvorplatz steht eine Skulpturengruppe des Bildhauers Heinrich Brockmeier. Sie soll den Gemeinsinn der Bürger verkörpern. Drei Figuren tragen gemeinsam Bauwerke der Stadt: die Propsteikirche St. Peter, einen Förderturm und das Rathaus. Am Eingang des Quartiers Paulsörter empfängt die Besucher die Alte Apotheke, die seit 1873 in Besitz der Familie Strunk ist. Der ursprüngliche Fachwerkbau trägt ein spätbarockes Putzwerk mit einem reich verzierten Portal. Im Jahr 1985 wurde der Bronzeabguss des Baumstammbrunnens am Paulsörter aufgestellt. Das Original befindet sich im Institut für Stadtgeschichte. Der Brunnen wurde im 13. Jahrhundert angelegt und diente als Reservoir für die gesamte Nachbarschaft. An der Hl.-Geist-Straße steht die kleinste katholische Kirche der Stadt, benutzt nach 1403 als Spital und Armenhaus. Noch heute praktizieren die Gemeindemitglieder tätige Nächstenliebe. Zahlreiche Ehrenamtliche betreuen Alte, Arme und Obdachlose in der Stadt. Die Engelsburg ist das schönste und bedeutendste Profangebäude der Stadt, 1701 nach dem Vorbild der Münsteraner Adelshöfe erbaut. Von 1803 bis 1904 beherbergte die Engelsburg die Hauptverwaltung des Herzogs von Arenberg. Heute befindet sich hier ein Vier-Sterne-Hotel. Die Führung endete mit einer Lesung in der Hausbrauerei Boente, wo Wolfgang Viehweger einen Streich von Gisbert von Romberg, genannt der „Tolle Bomberg“, vorlas. Der Freiherr war am Ende des 19. Jahrhunderts mit seinem Pferd durch eine Fensterscheibe des „Deutschen Hofs“ geritten und hatte die anwesenden Gäste zu Tode erschreckt. Da er die Schäden jedes Mal sofort bezahlte, wurde ihm meist großzügig verziehen. Das Restaurant „Deutscher Hof“ stand an der Stelle des heutigen Kaufhauses Karstadt.

 

Foto und Text: Gerd Kaemper
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