Besuch im LWL-Industriemuseum in Bochum

Am Sonntag, dem 26. Juni 2016, besuchte der Kulturverein Herner Netz e.V. mit Mitgliedern und Gästen die Ausstellung „Zwischen Ungewissheit und Zuversicht“ im LWL-Industriemuseum in Bochum-Hordel. Die Führung übernahm der Museumspädagoge Markus Keller. In Zusammenarbeit mit der Dokumentationsstelle Porta Polonica hatten Historiker mehrerer Länder Belege und Exponate zu Kunst, Kultur und dem Alltag polnischer „Displaced Persons“ in Deutschland zwischen 1945 und 1955 zusammengetragen und ausgestellt.
Etwa eine Million ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter, Häftlinge der Konzentrationslager und Kriegsgefangener befand sich am Ende des Zweiten Weltkriegs in Westdeutschland. Sie konnten wegen der Sowjetisierung Polens nicht in ihre Heimat zurück. Die Ostpolen hatten keine Heimat mehr, weil Ostpolen von Polen abgetrennt worden war. So lebten die Displaced Persons weiter in Sammelunterkünften, in KZ-Lagern (Bergen-Belsen) und –seit 1946 - auf Betreiben der Alliierten (Briten und Amerikaner) in Haren im Emsland. Diese Stadt war unter dem Kommando von General Stanislaw Maczek, der die 1. Polnische Panzerdivision als Teil der kanadischen Truppen leitete, 1945 besetzt worden und wurde nun zum Zentrum der polnischen Displaced Persons. Die britischen Militärbehörden übergaben ihnen die Region zwischen Osnabrück, Oldenburg und Papenburg innerhalb der britischen Zone als polnische Besatzungszone.
In kürzester Zeit entstanden in und um Haren, dessen deutsche Bewohner weichen mussten, eine komplette polnische Infrastruktur mit eigener Verwaltung, Kindergärten, Schulen, Bibliotheken, Theater, Sportvereinen und Zeitungen. Zu Ehren des Generals Maczek erhielt Haren den Namen „Maczkow“. Mit wissenschaftlichen Beiträgen, Erinnerungsstücken von Zeitzeugen und Geschichten aus der Zeit der polnischen Besatzungszone ist die Ausstellung eine wichtige Erinnerung an die Displaced Persons, die nach dem Krieg im Land ihrer Peiniger ein neues Leben begannen.

Foto und Text: Gerd Kaemper
Weitere Fotos hier