Das Vorläuferbad: Bad Wilhelmsquelle



Am 3. Juli 1891 trat in dem Bergwerk Pluto - Thies in etwa 600 Metern Tiefe eine starke Wasserader aus. Wie sich herausstellte, war das Wasser eine Natursole von 24 bis 28 Grad Wärme. Obwohl sie auf Pluto - Thies ausgetreten war, erhielt sie den Namen „Wilhelmsquelle“. Ein Mann mit Tatkraft, der das Wasser für das Allgemeinwohl, besonders für rheumakranke Bergleute, nutzte, war der junge Bauunternehmer August Franke, der 1875 von Brilon nach Wanne gekommen war und an der Langekampstraße ein Baugeschäft gegründet hatte. Noch vor der Jahrhundertwende gehörte August Franke der gesamte Grund und Boden im Bereich der heutigen Kurhausstraße / Am Alten Amt und Langekampstraße mit 70 Häusern. Nach einem Gutachten des Chemieprofessors Dr. König aus Münster, welcher das Wasser der Wilhelmsquelle für vorteilhaft bei Rheumatismus, Frauenleiden und Atemwegsbeschwerden hielt, beschloss August Franke noch im Herbst 1891 mit dem Bau eines Kurhauses als Hotelrestaurant mit Garten und Badeanstalt auf dem Eckgelände an der Haupt- und Kurhausstraße zu beginnen. Da die Bergwerks- AG Gelsenkirchen einen gemeinsamen Betrieb ablehnte, musste der Unternehmer das gesamte betriebswirtschaftliche Risiko übernehmen, auch den Bau einer 6 km langen Zuleitung der Rohre von Pluto – Thies zur Hauptstraße. Zugesagt wurde lediglich ein Liefervertrag. Nach der Bauabnahme zu Pfingsten 1894 lud Franke mit einer Anzeigenkampagne am 12. Mai 1894 zu einem Festessen mit Umtrunk und Musik in das mondäne dreistöckige Hotel ein, das sich mit Nebengebäuden, weitläufigen Parkanlagen und Springbrunnen weit in die Kurhausstraße und in die Hauptstraße hinzog. Noch drei Monate mussten die Bürger warten, bis am 10. August 1894 das „Sol- und Thermalbad Wilhelmsquelle“ seiner Bestimmung übergeben wurde. Es sollte bis zu einem britischen Bomberangriff am 19. Februar 1945 bestehen. Bereits im Gründungsjahr 1894 wurden 16 750 Solbäder verabreicht, 1895 waren es über 19 000 und 1896 wurde mit 25 000 Bädern die Kapazitätsgrenze der Einrichtung überschritten. Der größte Teil der Badegäste bestand aus Bergleuten, aber es kamen auch Privatpatienten aus der Umgebung. Zu Beginn des Jahres 1898 wandelte August Franke das Privatunternehmen in eine Aktiengesellschaft um. So konnte er das Sol- und Thermalbad auf 36 Herrenzellen, 11 Damenzellen und eine Abteilung für skrofulöse Kinder erweitern. Als Kurmittel wurden angeboten: finnische Dampfbäder, römische Bäder, Inhalationen, Massagen, Solbäder und Süßwasserbäder. Im Herbst 1918 versiegte die Wilhelmsquelle auf Pluto – Thies. Doch wurden auf Pluto – Wilhelm zur gleichen Zeit in einer Tiefe von 800 Metern weitere Salzquellen entdeckt. Dem Gebirge des Schachtes Wilhelm entströmten in der Minute ca. 400 Liter Sole, 576000 Liter pro Tag. Damit war die Versorgung des Bades gesichert. Anfang 1920 verstarb August Franke. Die Aktiengesellschaft ging am 11. März 1920 in öffentlichen Besitz über. Es sollte nach dem Zweiten Weltkrieg noch ein beschwerlicher Weg über die Zusammenarbeit mit dem St. Josephs – Krankenhaus bis zur Überführung von Bad und Krankenhaus in ein Rheumazentrum in der Trägerschaft der Kirchengemeinde St. Joseph werden.

Wolfgang Viehweger

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