Die Cranger Kirmes




Der Cranger Markt war seit dem 15. Jahrhundert geteilt in einen Pferde- und einen Fischmarkt. Das lag an der Nachbarschaft zum Emscherbruch mit seinen Wildpferden und zur fischreichen Emscher. Kurz nach der Laurentiusprozession der Hofgemeinde, vor der ein Brüderpaar auf zwei jungen Pferden ritt, wurde der Markt eröffnet. Auch er wurde von Brüdern umritten. Dieses Ritual ging auf St. Laurentius zurück, den man am 10. August ehrte. Es gab einen religiösen Teil, die Prozession, und einen weltlichen Teil, den Markt. Beide wurden mit der Pferdetradition verbunden. Zusammen ergaben sie die große Einheit von Gott, Kirche, Welt, Menschen und Tieren, symbolisch dargestellt in zwei Kreisen, die Identität, Schutz, Nähe und Geborgenheit für alle bedeuteten. Um 1880 hieß es bei den Landwirten, Spediteuren und Pferdehändlern in Deutschland: „Wer ein gutes Pferd haben will, geht nach Crange!“ Neben Geschäften bot der Markt auch Unterhaltung an, z.B. Turnierspiele und Zirkusdarbietungen des fahrenden Volks. Die Cranger Kirmes, die jedes Jahr über 4 Millionen Besucher anlockt, zeigt heute die Attraktionen des technischen Zeitalters, vom Riesenrad über die „Wilde Maus“ bis zu den „Fliegenden Menschen“. Den Pferdemarkt gibt es noch, er findet allerdings nicht mehr in Crange statt, sondern auf dem Reiterhof Gut Steinhausen an der Wiedehopfstraße im Stadtteil Unser Fritz.

Wolfgang Viehweger

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