Der Ursprung der Cranger Kirmes (Teil 2)


Herzog Johann von Kleve



Der Erzbischof von Köln, der zeitlebens in Geldnöten war, kam tatsächlich am Tag der Einweihung, am Sonntag, dem 10. August 1449 (dem Laurentiustag), nach Crange und weihte die „Laurentiuskapelle“ ein, was nicht einer gewissen Hintergründigkeit entbehrte, waren doch die „Laurentiuskirchen“ allgemein als Besitzanzeiger der Erzbischöfe von Köln bekannt.

Die diplomatische Reaktion von der anderen Seite ließ nicht auf sich warten. Herzog Johann von Kleve, der Nachfolger seines Vaters Adolf, der ein Jahr zuvor verstorben war, erklärte sich zum Förderer der Laurentiuskapelle und setzte für deren Unterhalt eine Rente aus. Im August 1449 ging es nur vordergründig um die kleine Hauskapelle des Dietrich von Eickel, die ihm und etwa 40 Personen der Schlossgemeinde Platz bot. Viel wichtiger war die geographische Lage, in der sich die Kapelle befand. Damals gehörte Crange noch nicht zur Grafschaft Mark, sondern zum Vest Recklinghausen, und damit zum Einflussbereich des Erzbischofs von Köln, der die Kirche einweihte und die Namensgebung bestimmte (St. Laurentius und St. Antonius als Kirchenpatrone). Auch der Herzog Johann von Kleve als Lehnsherr von Crange demonstrierte seine politischen Ansprüche durch die Fürsorgemaßnahmen für das neue Gotteshaus. Unterdes saß sein Onkel, Graf Gerd von der Mark, grollend auf seiner Burg Mark bei Hamm und schaute aus der Ferne tatenlos zu, weil er nichts gegen die beiden Potentaten unternehmen konnte, obwohl er eigentlich Haus Crange zu seinem Machtbereich zählte. Er wurde einigermaßen zufrieden gestellt, dass ihm Haus Crange als Offenburg zur Verfügung stand. Es steht nirgendwo, dass er zur Einweihung in Crange eingeladen war. Wenn er eingeladen worden wäre, hätte er wahrscheinlich abgesagt. Der 10. August 1449 war nicht sein Tag!

Leider ist die lokale Geschichtsschreibung des ausgehenden Mittelalters nicht so sicher wie die überregionale Überlieferung und ihre Quellen. Man ist deshalb mehr auf die Wahrscheinlichkeit angewiesen als auf eindeutige Quellenangaben. (Aus dem Buch: Wäre nicht der Bauer, hätten wir kein Brot“ von W. Viehweger, 2013)

Wolfgang Viehweger

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