Herne – vom Dorf zur Stadt


Die Dionysiuskirche

Auf dem alten Kirchplatz sind noch die Fundamente der im Februar 1876 abgebrochenen romanischen Pfarrkirche St. Dionysius zu sehen. Sie wurde im 10. Jahrhundert errichtet und dem von Apostel Petrus bekehrten Bischof von Athen und späteren Märtyrer Dionysos geweiht, dessen Festtag der 9. Oktober ist. Er soll nach der Legende im 3. Jahrhundert nach Paris gekommen sein und dort missioniert haben. Als ihn die Heiden folterten und schließlich enthaupteten, soll er zum Entsetzen seiner Peiniger mit dem Haupt in den Händen bis zu dem Ort gegangen sein, wo später zu seinen Ehren die Kirche St. Denis errichtet worden ist.

Die Kreuzkirche

Im Zuge der Industrialisierung wuchs die Einwohnerzahl des Dorfes Herne seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ständig an. Die mittelalterliche Dorfkirche St. Dionysius erwies sich als zu klein, weshalb viele Kirchgänger keinen Platz fanden und von den Gemeindemitgliedern nach Hause geschickt werden mussten. Im Frühjahr 1872 betrug die Zahl der evangelischen Gemeinde 4415 Gläubige, die Kirche bot aber nur 402 Sitzplätze. Bei Baubeginn der neuen Kreuzkirche am 15. Mai 1873 trug man den Turm der alten romanischen Kirche ab und verwendete die Steine als Fundament der neuen Kirche. Der Neubau in Backstein nach Plänen der Essener Architekten Flügge und Zindel sah eine neugotische dreischiffige Basilika vor mit Querhaus und Chor. Bei der Bauplastik und dem Strebewerk orientierte man sich an Vorbildern des gotischen Kathedralbaus. Die Kapazität der Kirche umfasste 1800 Sitzplätze. Am 2. Dezember 1875 wurde das neue Gotteshaus eingeweiht. Mit diesem Datum wurde auch die Tradition der Dionysius-Kirche beendet. Bis um die Mitte des 16. Jahrhunderts war sie katholisch gewesen. Eine Zeit lang wurde sie von beiden Glaubensgemeinschaften genutzt, bis sie schließlich evangelisch wurde. In ihr war die Grablege der Familie der Freiherren von Strünkede.

Wolfgang Viehweger

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