Besuch im Stadtarchiv Bochum

Am Sonntag, dem 26. Mai 2019, besuchte der Kulturverein Herner Netz e.V. die Sonderausstellung im Stadtarchiv Bochum, sie trägt den Titel „das fremde und das eigene“. Die Führung übernahm Herr Schade, der zunächst einen Längsschnitt von der Entwicklung der Stadt von der Vorzeit bis zur Gegenwart aufzeigte. Bochum war erst eine Siedlung von Ackerbauern mit einem Schultheiß an der Spitze, der für Ruhe und Ordnung sorgte und auch dafür, dass die Fremden am Abend den Ort verließen. Im Mittelalter, als Bochum wegen der großen Nähe zum Hellweg Reichshof wurde, komplizierte sich die Lage. Die Drosten oder Amtmänner regelten das Marktgeschehen und das Herbergswesen. Sie hielten fest, wer in die Stadt kam, wie lange er blieb und wann er wieder abreiste. In der Zeit der Industrialisierung mit dem Massenzuzug von Arbeitern aus der weiteren Umgebung, aber auch aus Polen und den Masuren, schaffte die Obrigkeit nicht mehr, den Zustrom zu kontrollieren. Die Betriebe, besonders die Zechen, sorgten für Registrierung, Unterbringung und Verpflegung und entwickelten ein Verwaltungssystem, das der Migration angemessen war. Die Emanzipation der Fremden geschah durch Arbeit und sprachlich durch Arbeitskollegen, noch nicht von staatlicher Seite, wie es heute der Fall ist. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Fremdheit und Anderssein verordnet. Heimische Gruppen, die voll integriert waren, wurden plötzlich isoliert und zu Fremden erklärt: Juden, Sinti und Roma, Behinderte und sexuell anders Orientierte. Das Ganze geschah aus ideologischen Gründen und wurde mit der „Rassenlehre“ erklärt.

Text: Gerd Kaemper
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