„Eisen, Stahl und Jugendstil“Abgesagt

Der Star unter den Eisenbetrieben war die bereits im Jahr 1872 in Bochum gegründete Flottmann AG, welche 1902 nach Herne – Süd zog. Gebaut wurde für diesen Zweck eine fünfschiffige Hallenanlage im Jugendstil. Die Werksräume bestanden aus einer Gruppe von 5 nebeneinander liegenden Hallen mit einer höheren Halle in der Mitte. Die Wände waren aus Backstein, dekoriert mit Haustein und Putzverzierungen. Die Schauseite zur Flottmannstraße wurde symmetrisch gestaltet, in der Mitte die vorgewölbte Front der Ausstellungshalle. Zu beiden Seiten sah man die glatten Stirnen der beiden Versandhallen links und der beiden Hallen für Schmiede und Schlosserei rechts von der Ausstellungshalle.

Diese Hallenfront hatte nur einen Vergleich, nämlich den Entwurf des Architekten Oskar Kaufmann für die Neue Volksbühne in Berlin aus den Jahren 1911 bis 1914.

Im Jahr 1904 erfanden Ingenieure in den Flottmann-Hallen den Gesteinsbohrhammer mit Kugelbesteuerung. Bis 1920 wurden nach diesem Prinzip schon 300 000 Bohrhämmer hergestellt. Das weitere Angebot von Flottmann bestand in Druckluftmaschinen, Drehbohrmaschinen, Schüttelrutschen, Verladeeinrichtungen, elektrischen Grubenbeleuchtungen, Kompressoren, Dampfmaschinen und Vakuumpumpen.

Nach dem Niedergang der Zechen ging auch die Zeit der bergbaunahen Eisenindustrie in Herne zu Ende. Die Flottmann-Hallen wurden in den Jahren 1985/86 vom Hochbauamt der Stadt umgewidmet und in die Hallen, wo einst weit über 1000 Facharbeiter und Ingenieure tätig waren, zogen Kunst und Kultur ein. In der Begegnungsstätte finden heute Ausstellungen statt, ebenso Konzerte, Theater-, Sport- und Tanzveranstaltungen. Die Flottmann-Kneipe bietet den Rahmen für geselliges Beisammensein. Aus gegebenem Anlass muss die Veranstaltung vom 3. Mai 2020 auf später verschoben werden.

Gerd Kaemper

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