Achilles als Ehestifter

„Dirk, kümmere Dich um meine Guste!“, hatte Georg Schmitthans, der kränkelnde Kohlenhauer der Zeche Constantin, gesagt, als er ein letztes Mal zur Arbeit gekommen war. Der Berggeist Achilles hatte den bewegenden Satz gehört, mit dem Georg dem treuen Kumpel Dirk Hebestreit seine Frau zur Fürsorge anvertraute, wenn er selbst nicht mehr da sein sollte. Wochen waren seit dem Tod von Georg vergangen, in denen Dirk, der unverheiratet war, mit dem Schicksal haderte. Guste war eine attraktive Frau und zeigte ihm deutlich ihre Sympathie. Aber je mehr sie das tat, um so zurückhaltender wurde er. War es wirklich Georgs Wunsch gewesen, dass er Guste heiratete? Dirk rang um Klarheit. Da er kürzlich etwas von Spiritismus gelesen hatte, der die Grenzen zwischen dem Jenseits und dem Diesseits überbrückt, hoffte er auf ein Zeichen von Georg. Eines Morgens mühte er sich mit dem Kumpel Heiner Rohmann um die Instandsetzung eines zerstörten Strebteils, als aus dem Durcheinander von Steinen und gebrochenen Stempeln eine vertraute Stimme zu hören war: „Dirk, Dirk, tu es!“ Wie ein Rufen aus fernen Welten kam es den beiden Bergleuten vor. Unheimlich war ihnen zumute. Plötzlich löste sich die Spannung, Dirk fiel seinem Kumpel vor Freude um den Hals. Dieser war wie Dirk der Ansicht, dass er Georgs Stimme vernommen hatte. Dirk war gut beraten worden. So hat Achilles, der sich in einem nahen Seitenstreb aufhielt, Schicksal gespielt und zwei Menschen glücklich gemacht.

Wolfgang Viehweger

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