Stanislaw Mikolajczyk

Stanislaw Mikolajczyk, der Premierminister der polnischen Exilregierung während des Zweiten Weltkriegs, wurde am 18. Juli 1901 in Holsterhausen, Industriestaße 9 (heute: Beckumer Straße 9), als Sohn einer Arbeiterfamilie aus Posen geboren.

Als Stanislaw 11 Jahre alt war, kehrte die Familie in die Heimat zurück. Als Jugendlicher arbeitete Stanislaw in einer Zuckerrübenfabrik und bekam dort Kontakt mit patriotischen Organisationen, die Polens Unabhängigkeit zum Ziel hatten. Im Jahr 1918 erlebte Stanislaw die Unabhängigkeit, musste aber, wie alle Polen, hart um sie kämpfen. Er schloss sich 1920 der Armee an, wurde 1921 im Polnisch-Sowjetischen Krieg verwundet und ausgemustert. Ab dieser Zeit betätigte sich der junge Mann, der den Hof seines Vaters geerbt hatte, als Politiker. Im Jahr 1933 wurde er als jüngster Abgeordneter in den Sejm gewählt, 1937 war er schon Parteivorsitzender der mächtigen Polnischen Arbeiterpartei.
Nach dem deutschen Angriff auf Polen 1939 nahm Mikolajczyk an der Verteidigung Warschaus teil und floh nach der Niederlage über Ungarn, Jugoslawien und Italien nach Paris. Dort wurde er Mitglied der polnischen Exilregierung unter Premierminister Wladyslaw Sikorski, nach dessen Tod im Jahr 1943 stieg er zum Premierminister auf. Seine Einführungsrede wurde vom Rundfunk in das besetzte Polen übertragen: „Wir wollen keine bloße formale Demokratie ( nach dem Krieg) in Polen sehen, sondern eine soziale Demokratie, die nicht nur politische, religiöse und individuelle Freiheiten wahrt, sondern auch die soziale und wirtschaftliche Freiheit…“ Im Juli 1944 versuchten die Westalliierten auf Betreiben Winston Churchills, Gespräche zwischen Mikolajczyk und Stalin in Gang zu bringen. Diese führten nur dazu, dass Stalin einer Koalitionsregierung im befreiten Polen zustimmte. Premierminister wurde der Sozialist Edward Osobka-Morawski, der Kommunist Wladyslaw Gomulka wurde sein Stellvertreter, als zweiter Stellvertreter und Minister für Landwirtschaft kam Stanislaw Mikolajczyk hinzu.

Nach dem Beginn der Verfolgung von 1946/1947 flüchtete Mikolajczyk in die USA und war bis 1964 Vorsitzender der Internationalen Bauerngewerkschaft, der „Grünen Internationale“. Am 13. Dezember 1966 starb Stanislaw Mikolajczyk in Washington. Seine sterblichen Überreste wurden im Jahr 2000 nach Polen überführt und zunächst im Königsschloss in Warschau aufbewahrt. Schließlich wurde der Mann, dessen Wege über viele Stationen der Emigration geführt hatten, in Posen beigesetzt.

Wolfgang Viehweger
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