Nachlese zur Führung des Kulturvereins Herner Netz e.V.
durch die Siedlung Constantin am Sonntag, dem 2. März 2008

Einen Tag nach dem Orkantief „Emma“ herrschte am Gysenberg freundliches Wanderwetter. Um 10.00 Uhr trafen sich an dem Parkplatz des Forsthauses 35 Heimatfreunde zur ersten Kulturführung des Herner Netzes e.V. im Jahr 2008 durch die Siedlung Constantin. Da auch einige Constantiner vor Ort waren, entwickelte sich unterwegs eine lebhafte Diskussion über die Unterschiede der Bauweise der Beamtenwohnungen (Villen) und der einfachen Arbeiterwohnhäuser mit winzigen Fenstern, kleinen Gärten mit Schweineställen und Kohlennischen für die Deputat-Kohlen. Allerdings gehörte zur Planung des Regierungsbaumeisters Henken aus Berlin, der 1901 von der Zechenleitung mit der Bebauung an der Pieperstraße beauftragt wurde, schon eine 24klassige Volksschule und eine Kleinkinderschule (Kindergarten). Eine großformatige Karte hatte der ehemalige Vermessungssteiger Bernd Hentrich mitgebracht. Auf ihr waren die Zechen und Kolonien des Jahres 1928 sehr genau eingetragen. Diese Karte diente den Teilnehmern zur Orientierung. Zwischen den frühen Bauten an der Wiescherstraße und der Kronenstraße und den späteren in der dreiecksförmigen, mehrgeschossigen Siedlung an der Bochumer Grenze waren große Unterschiede erkennbar, was die Ausstattung und das Erscheinungsbild betrifft. Wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Arbeiterwohnhäuser mit Isolierglasfenstern versehen, an den Fassaden teilweise mit Putzflächen und schmalen Klinkerbändern. Die Häuser waren insgesamt größer und hatten schon Vorgärten. Hingewiesen wurde auch auf die sozialen Einrichtungen von Constantin: die Konsum-Anstalt, die Waldschule und das Constantin-Stift. Die Wanderung führte durch den Constantiner Park zum Friedhof an der Wiescherstraße, wo u.a. Opfer der Grubenunglücke in Herne begraben sind. Am Ostbach entlang ging es zurück, vorbei am Tierpark, zum Forsthaus im Gysenberg.

Dort las Wolfgang Viehweger (nach dem Mittagessen) aus seinen Büchern über die Geschichte der Zeche Constantin, die einst 11 Schächte zählte, einigen Tausend Bergleuten Arbeit gab und nach dem Zweiten Weltkrieg innerhalb kürzester Zeit (1945 bis 1949) von ca. 4000 beschädigten Werkswohnungen über 3400 wieder benutzbar machte. Nach 1950 kamen dazu 800 Neubauwohnungen.

Die nächste Veranstaltung des Kulturvereins Herner Netz e.V. findet am Sonntag, dem 20. April 2008, von 11.00 bis 14.00 Uhr im Schollbrockhaus statt. Der Künstler Gerd Kaemper zeigt Fotos zum Thema „Eine Stadt am Rhein-Herne-Kanal“. Dazu liest der Autor Wolfgang Viehweger aus dem Buch „Emscher-Vertellekes“.


Bericht: Ingeborg Viehweger
Fotos: Gerd Kaemper

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