Das Geheimnis im Emscherbruch
Schloss Steinhausen


Bei den Berichten über dieses Schloss im Wanner Norden, genau im Dreieck Gelsenkirchen, Herten und Wanne, ist man fast ausschließlich auf die Lebenserinnerungen des Rektors Friedrich Brockhoff angewiesen.
Er wurde 1845 in Bickern geboren und will das Schloss „mit allem Drum und Dran“, besonders seinem schönen Park, als Kind oft besucht haben. Später wurde Brockhoff Rektor in Crange und starb 1926 in Wanne.
Erbaut wurde das Schloss Steinhausen wahrscheinlich um 1844 vom Grafen Felix Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein für seinen Schwiegersohn, den Grafen Ludwig von Elverfeld. Die Grafen von Nesselrode-Reichenstein waren von 1539 bis 1802 mit einer Unterbrechung Statthalter des Erzbischofs von Köln im Vest Recklinghausen und wohnten im Schloss Herten. Nach dem Tod des letzten Nesselrode im Jahr 1824 kamen Schloss und Güter in den Besitz der münsterländischen Grafen Droste zu Vischering, die ihrem Namen mit Zustimmung des preußischen Königs den Zusatz „von Nesselrode-Reichenstein“ geben durften. Graf Felix Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein (geboren 1808 in Münster; gestorben 1865 in Herten) erreichte es, dass 1844 Herten selbständige Landgemeinde im Amt Recklinghausen wurde. Die Stadt erhielt eine eigene Verwaltung. Dafür stellte der Graf zunächst das Rentei-Gebäude des Schlosses zur Verfügung, später ein gräfliches Haus an der Ecke Hermannstraße/Kaiserstraße. Nachdem die Nachkommen Schloss Merten an der Sieg zu ihrem neuen Wohnsitz gewählt hatten, verfielen Schloss, Orangerie und Park in Herten. Erst als der Landschaftsverband Westfalen-Lippe 1974 das Grundstück mit dem Schloss gekauft hatte, wurde eine Sanierung möglich. Allein für die Wiederherstellung des verwilderten Parks wurden 1974 bis 1976 zwei Millionen DM zur Verfügung gestellt.
Nach Friedrich Brockhoff, der wohl mehr vom Hörensagen als nach eigenen Recherchen über das Schloss Steinhausen berichtet, soll Ludwig von Elverfeld ein liederliches Leben geführt und seine Ehe durch galante Abenteuer immer wieder aufs Spiel gesetzt haben. Er sei stets sechsspännig ausgefahren und habe die Mitgift seiner Frau mit vollen Händen ausgegeben. Nach 15 Jahren sei es dem Schwiegervater in Herten zu bunt geworden. Die Ehe wurde geschieden und der Herrensitz abgerissen. Seitdem herrschte zwischen den Familien Nesselrode und Elverfeld Unfrieden. Die Steinhausenstraße und der Reiterhof Steinhausen erinnern noch an das Schloss im Emscherbruch, das nicht lange genug existierte, um den Stadtteil wesentlich zu prägen.
Das Ende der Herrschaft des Grafen von Elverfeld bedeutete nicht das Ende des Gutes, da die Wirtschaftsgebäude erhalten blieben und außerdem die günstige Lage an der Dorstener Straße und an der Emscher gute Einnahmen zusätzlich zur Landwirtschaft boten. Zu dem Gut gehörten weiterhin die „Rechte eines Emscherberechtigten“, d.h., Fischfangrechte in der Emscher und Rechte zum Pferdefang im Emscherbruch. Außerdem dürfte auf dem Gut eine Möglichkeit bestanden haben – wie bei „Löns Mühle“ und dem „Sassenhof“ – auf dem Weg von Bochum nach Gahlen eine Restauration zu unterhalten mit Angeboten für die Fuhrleute und mit Stallungen für die Pferde. Das „Reitergut Steinhausen“ setzt heute diese Tradition fort und beherbergt seit einiger Zeit auch den jährlichen Pferdemarkt der Cranger Kirmes im August, weil es in Crange selbst dafür keinen Platz mehr gibt.

Wolfgang Viehweger

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