Nachlese zur Ausstellung „Historische Gebäude in unserer Stadt“
von Fred Hartwig im Schollbrockhaus am 14. Dezember 2008


Die Ausstellung war vom Kulturverein Herner Netz zu Ehren von Fred Hartwig im Schollbrockhaus organisiert und von Willi Kuhlgert glänzend präsentiert worden. Die 40 Werke, welche einen Querschnitt durch die Geschichte von Herne und Wanne-Eickel von 1938 bis 2007 umfassen, zeigen vor Ort den Wandel, den diese Stadt erlebt hat. Schon zu Beginn, um 11 Uhr, waren 40 Gäste anwesend. Den ganzen Nachmittag bis 18 Uhr kamen immer noch Besucher.

Fred Hartwig wurde am 13. Juli 1924 in Wanne-Eickel als Sohn des Bergmanns Hermann Hartwig und seiner Ehefrau Anna geboren. Der Vater war Hauer auf der Zeche Pluto-Wilhelm, wovon der Schacht 3 noch erhalten ist. Der Junge besuchte die Königin-Luisen-Schule an der Wilhelmstraße. Sein künstlerisches Talent wurde früh erkannt und gefördert, so auch das perspektivische Zeichnen. Nach der Schulzeit machte Fred eine kaufmännische Lehre und wurde am 10. Januar 1942 zur Marine eingezogen. Auf dem Minensuchboot SMS 175 war er oft auf dem Atlantik und verbrachte seine Zeit an Land in den französischen Hafenstädten Cherbourg, Brest und La Rochelle.
Einige Jahre war er in Kriegsgefangenschaft in Frankreich. Danach wurde er Briefträger in seiner Heimatstadt – wie 50 Jahre vor ihm Gustav Hegler – und hielt seine Eindrücke von Straßen und Gebäuden fest, wenn auch nicht in Worten, sondern in Bildern. Später trugen seine Heimatkalender den Titel „Ein Blick in Geschichte und Gegenwart“. Damit wollte Fred Hartwig der Zerstörung in der Stadt durch die Kriegsereignisse Rechnung tragen. Sein Engagement hat manche Gebäude für die späteren Generationen in Bildern erhalten. So hat er u.a. die 1938 zerstörte Synagoge in Wanne an der Langekampstraße und die in Herne an der Ecke Schaeferstraße/Hermann-Löns-Straße fast fotografisch genau gemalt. Schließlich war er Augenzeuge.
Fred Hartwigs Ausdrucksmittel sind Skizzen, Zeichnungen und Aquarelle. Ein einziges Bild hat er in Öl gemalt, es ist die Heilige Barbara, die Patronin der Bergleute. Mit seinem Freund Friedhelm Degenhardt war er wiederholt in Spanien und in Südfrankreich. Zusammen haben die beiden viele interessante Landschaftsskizzen gemacht. Als Dauerleihgabe sind einige Bilder von Fred Hartwig im Seniorenwohnheim der AWO (Grete-Fährmann-Haus) an der Burgstraße 45 zu besichtigen.

Die Synagoge von Herne, die bis zum 9. November 1938 an der Ecke Hermann-Löns-Straße/Schäferstraße stand, und die Wanne-Eickeler Synagoge an der Langekampstraße, die in der Ausstellung zu sehen sind, werden zu Beginn des nächsten Jahres ihren würdigen Platz in der neuen Synagoge in Bochum finden.

Text und Fotos: Gerd Kaemper

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