Der Ruhrkampf
(La Bataille de la Ruhr)


« Der Ruhrkampf » stammt aus dem Musée Départemental Albert Kahn im französischen Boulogne-Billancourt und zeigt in einem 55minütigen Dokumentarfilm die Ereignisse im besetzten Ruhrgebiet nach dem Ersten Weltkrieg. Die Aufnahmen stammen von einem französischen Filmteam, das im Auftrag des jüdischen Philanthropen Albert Kahn zwischen 1921 und 1925 in Deutschland tätig war.

Nach den Bestimmungen § 231 - § 237 des Versailler Vertrages von 1919 war Deutschland verpflichtet, bis 1929 sieben Millionen Tonnen Kohle jährlich an Frankreich und acht Millionen Tonnen jährlich an Belgien als Reparationen zu liefern. Als es Ende 1922 zu Lieferschwierigkeiten kam, war das im Januar 1923 der Vorwand für den Einmarsch von fünf französischen Divisionen und einigen belgischen Einheiten (insgesamt 60 000 Soldaten) ins Ruhrgebiet, über welches sofort der Ausnahmezustand verhängt wurde. Ziel des französischen Ministerpräsidenten Raymond Poincaré war nicht nur die Erfüllung des Versailler Vertrages, sondern auch die dauerhafte Besetzung des Zentrums der deutschen Schwerindustrie und die Verschiebung der französischen Ostgrenze bis nach Westfalen.
Die Reichsregierung unter Kanzler Wilhelm Cuno rief die Bevölkerung zum passiven Widerstand auf und verbot den Beamten, Befehle der Besatzer zu befolgen. Der aktive Widerstand wurde gemeinsam von Kommunisten und Nationalsozialisten organisiert und bestand in Sabotage- und Sprengstoffanschlägen. Als Repressalie wurden 150 000 Verdächtige aus dem Ruhrgebiet in das „unbesetzte“ Deutschland ausgewiesen. Die Produktionsausfälle, Streiks und Gegenmaßnahmen ruinierten bis Ende 1923 die gesamte deutsche Wirtschaft. Allein die Kosten des passiven Widerstands überstiegen die Reichsfinanzen. Es begannen Inflation und Nahrungsprobleme. Deshalb gab die Regierung unter dem neuen Kanzler Gustav Stresemann den passiven Widerstand im September 1923 auf.

Die Konferenz von Locarno im Jahr 1925 führte zu einer Entspannung und zum Abzug der Truppen aus dem Ruhrgebiet. Die deutsche Westgrenze wurde von den Unterzeichnern garantiert, Deutschland sollte zur Lösung der Reparationsprobleme ab 1929 an die ehemaligen Kriegsgegner jährlich 2,5 Milliarden Mark zahlen. Erst 1932 wurden Höhe und Zeit der Zahlungen endgültig gelöst, und zwar auf der Konferenz von Lausanne. Deutschland hatte von 1919 bis 1929 nach eigenen Angaben 53 Milliarden Mark an Reparationen bezahlt, nach alliierten Angaben 20 Milliarden Mark.

Wolfgang Viehweger

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