Die erste Straßenbahn in Herne

Straßenbahn Nr.5 in Herne

Straßenbahn Nr.305 in Herne

Der Steinweg (heute: „An der Kreuzkirche“) war bis 1839 der einzige befestigte Weg in Herne. Alle übrigen Wege waren nur schwer befahrbar, da sie als Viehtreiberwege benutzt wurden und keinerlei Befestigung hatten. An der Kreuzkirche befindet sich eine Tafel, welche das Dorf um 1809 mit 575 Einwohnern im Modell zeigt.
Zwischen 1839 und 1841 baute man die Landstraße, die spätere „Bahnhofstraße“, zwischen Strünkede und dem Dorf zur Chaussee aus. Sie erhielt 1888 eine Katzenkopf-Pflasterung. Wenige Jahre später (1892) wurden die stinkenden Straßengräben, in denen sich Abfälle aller Art befanden, zugeschüttet und in Herne die Kanalisation eingeführt. Um diese Zeit bestimmten nicht mehr Landwirtschaft und Viehzucht das Geschehen im Dorf, sondern die Industrialisierung. Dichte Wohnbebauung und eine ausgeprägte Verkehrsstruktur mit Stichkanal, Eisenbahn und modernem Straßenbau zeigten den Strukturwandel. Aus dem Dorf war ein Industrieort mit 22000 Einwohnern geworden, der 1897 die Stadtrechte bekam.

Den wachsenden Nahverkehr konnten Postkutschen nicht mehr bewältigen, dafür übernahm die Straßenbahn, die „Elektrische“, ihre Transportaufgaben. Die BOGESTRA (Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen Aktiengesellschaft) eröffnete 1894 mit dem Triebwagen Nr. 5 zwischen Bochum und Herne die erste elektrische Straßenbahn in Westfalen. Die 7,50 m breite Strecke über die Bochumer Straße und die Bahnhofstraße war zunächst eingleisig. Im Jahr 1931 wurde die Fahrbahn auf 12 m verbreitert und zweigleisig ausgebaut.
Am 22. Februar 1972 begann der Bau der U-Bahn von Herne nach Bochum. Damit waren die letzten Jahre der Straßenbahn angebrochen. Mit der Eröffnung der U 35 zwischen den beiden Städten im Januar 1989 gehörte die Straßenbahn zur Geschichte in Herne. Bedauert wurde das besonders im Norden der Stadt, weil man jetzt nicht mehr bequem mit der Linie 305 nach Recklinghausen fahren konnte.


Wolfgang Viehweger

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