Fred Endrikat –
„Von Zeit zu Zeit muss man auch in irgendeinem Unsinn ausruhen.“


Der Satz stammt nicht von Fred Endrikat, sondern von Karl Voßler und steht in einem Brief, den der Schriftsteller an Benedetto Croce schrieb. Doch trifft dieser Satz auch auf Fred Endrikat zu, der ebenfalls ein „Homo ludens“ war, und das bis zu seinem frühen Tod. Das Wort „Unsinnspoesie“ geht zurück auf die Zeit der Aufklärung und wird zum Schlagwort der Professoren und Studenten, wenn sie Spottlieder, Verse und Texte auf die Obrigkeit und die Spießbürger machen. Ein unbekannter Verfasser schrieb darüber im 19. Jahrhundert: „Stunden, wo der Unsinn waltet, sind so selten, stört sie nie. Schöner Unsinn, glaubt mir, Kinder, der gehört zur Poesie.“ Zwischen den Weltkriegen blühte die Unsinnspoesie besonders in den Studentenkneipen von Berlin und München/Schwabing und hat bis heute nie ganz aufgehört. Die „Vortragskünstler“ – von Joachim Ringelnatz über Karl Valentin bis zu Fred Endrikat – fanden Themen genug, an denen sie ihre Kritik schärfen konnten, offene oder versteckte Auflehnung gegen Gesetze, gegen politische Denkweisen und gegen Normen, die sie in Frage stellten. Sie breiteten darüber entweder den dunklen Mantel der Satire oder den hellen des Humors. Plumpe Späße, raffinierte Wortspiele, scheinbar ohne Sinn, aber mit erkennbarem Inhalt, waren der Spielraum auf den Kleinbühnen der Amalienstraße und der Türkenstraße in Schwabing. Dort war und ist noch eine Kreativschule für Vortragskünstler und Kabarettisten, welche von einer anderen Perspektive auf die Zeitläufe blicken. Vielleicht sind sie Propheten, die jenseits der Realität die Weisheiten der Zukunft verkünden. Jedoch werden sie durch die Art der Darstellung sofort wieder ins Lächerliche gezogen und sind geistreiche Unterhaltung des interessierten Publikums an einem langen Abend. Aus: Fred Endrikat, Liederliches und Lyrisches, Buchwarte-Verlag, Berlin 1940

Prost Harry!

Es ist schon wieder morgens vier.
Ein dicker Tabaksnebel füllt den Raum.
Ich glotze nach der Tür, und wie im Traum
schwankst Du, von irgendwo, herein zu mir.

Hier wären wir so wunderbar allein,
doch es ist Schluss im Bau, Du kommst zu spät.
Die Gäste fort, die Hähne abgedreht.
Verdammtes Pech, es hat nicht sollen sein.

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