Das Fußbad in Beckum


Nicht weit von Henrichenburg liegt die Bauernschaft Beckum. Da die Einwohner in der moorigen und sandigen Emscherniederung wohnen, fliegt ihnen manchmal der Staub arg in die Holzpantoffeln und drückt beim Gehen.
Nach langem Nachdenken beschlossen sie vor Jahren auf einer Versammlung, dass es wohl heilsam und der Fortbewegung nützlich sein möchte, wenn sie einmal ein Fußbad nähmen, wie es die Herrschaften auf Schloss Henrichenburg fast jeden Monat taten. Damit es aber weniger Holz zur Feuerung kostete, haben sie das Wasser in nur einem einzigen großen Kessel heiß gemacht und hernach alle ihre Füße gleichzeitig darin gewaschen.
Nun war der arme Kessel doch nicht so breit, dass die Beckumer ihre Beine nach Bequemlichkeit und guter Laune ausstrecken oder bewegen konnten. Als sie schließlich genau hinsahen, wurde die Verwirrung groß, da keiner mehr wusste, welche seine Beine waren. Das Wasser war wirbelig und ganz trübe und erhöhte noch die Ratlosigkeit.
In der Not fiel endlich einem ein gutes Mittel ein: er hatte nämlich neben sich einen dicken Knüppel. Mit dem schlug er tüchtig auf die verwickelten Beine. Die Badenden brüllten vor Schmerz laut auf und sprangen vom Kesselrand. So kam jeder wieder glücklich zu seinen Beinen und war dem Knüppel nicht gram.
Von weiteren Fußbädern ist in Beckum nichts bekannt, da die Einwohner nun bemerkt hatten, dass auch Sauberkeit ihren Preis hat.

Wolfgang Viehweger
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